Die chirurgische Behandlung von Hirnkrankheiten / von Ernst von Bergmannn.

  • Bergmann, Ernst von, 1836-1907.
Date:
1889
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Credit: Die chirurgische Behandlung von Hirnkrankheiten / von Ernst von Bergmannn. Source: Wellcome Collection.

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    Flüssigkeit an der linken Seite der Hinterhauptschuppe und unterhalb der Dura zum Vorschein kam. Berücksichtigt man diese Communication nicht, so liegt allerdings nichts näher, als die Knochenaffection im Occipitale und im Temporale als zwei tuberculöse Ostitiden aufzufassen. Ich habe schon oben ein Beispiel von einem oder vielmehr zwei Himabscessen unter einer perfori- renden Schädeltuberculose des Hinterhauptes angeführt und halte die Tuber- culöse des Felsenheines für eine nicht ungewöhnliche Ursache des chronischen Ohrenflusses. Jedenfalls litt der Knabe an einer Localtuberculose der Lymph- drüsen. Diese führte Anfang August in Stettin, wohin der am 20. Juli in voller Heilung entlassene kleine Patient zurückgekehrt war. zu einer Exstir- pation des linksseitigen Drüsenpackets. Mitte September theilte mir College Schmid mit, dass der Patient wohl und kräftig wäre, allein die Wunde am Hinterhaupte sich noch nicht vollständig geschlossen habe. Wiederholentlich hatte er die schwammigen, üppig herauswuchemden Granulationen zu beseiti- gen gehabt. Die Eiterung aus dem Mittelohre hat ganz aufgehört, die Canüle, die lange im Proc. mastoideus gelegen, ist, wie es scheint, ohne Nachtheil schon seit längerer Zeit fortgelassen worden. Allein die Besserung dauerte nicht lange. Schmid fand einen neuen Abscess an der rechten Schädelseite, der zu neuer Aufmeisselung nöthigte. Im Februar 1888 starb der Knabe. Aus der bloss auf den Schädel beschränkten Section, welcher College Schmid bei- wohnte, erfuhr ich. dass das Schädeldach an mehreren Stellen, so der Gegend des rechten Proc. mastoideus. der Scheitelgegend und 3 Finger breit hinter und über dem rechten Proc. mastoid. perforirt war. An den genannten Stellen ausserordentlich feste Verklebungen der Hirnhäute mit dem Knochen. Diesen entsprechend Käseherde in der Umgebung. Cerebrum selbst intact. Die Sinus, speciell der Sinus longitudinalis, ausgefüllt von theils starren, theüs bröckligen Thromben. Das rechte Felsenbein wurde herausgenommen. Es war von Eite- rungen frei. Angesichts einer so stattlichen Reihe von glücklich gefundenen und erfolgreich eröffneten Himabscessen, werden -wir die Schwierig- keiten in der Diagnose dieser Krankheit nicht mehr für unüber- windliche halten. Damit soll freilich nicht behauptet sein, dass wir jeden Hirnabscess erkennen müssten, nur dass ihrer mehr als jetzt erkannt werden könnten und sollten. Die Operation möchte ich lediglich nur auf diese, der Diagnose zugänglichen Fälle be- schränkt wissen, d. h. auf die Fälle, in denen all Das zutriift, was für eine Diagnose tief lagernder Hirnabscesse maassgebend ist, und was aufeuzählen und zu schildern ich auf den voranstehenden Seiten versucht habe. Wer anders handelt, dem wird die peinliche Empfindung, einen grossen und folgenschweren Eingriff unnütz unter- nommen zu haben, nicht erspart bleiben. Ich verweise auf das, was ich in der Einleitung zu diesen Studien gesagt habe, dass die Be- schränkung auf einzelne, wohl erwogene und auserwählte Fälle allein