Ueber das Stottern / von J.A. Ssikorski ; ins deutsche übertragen unter der Redaction von V. Hinze.

  • Sikorskiĭ, I. A. (Ivan Alekseevich), 1842-1919.
Date:
1891
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Credit: Ueber das Stottern / von J.A. Ssikorski ; ins deutsche übertragen unter der Redaction von V. Hinze. Source: Wellcome Collection.

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    Gesichte staut, schwellen die unteren Lider und die Haut des Kinnes merklich an, auch die Haut des Gesichtes turgescirt, so dass man unwillkürlich daran denkt, ob nicht die Hypertrophie und der beschriebene Zustand der Haut unter dem Einflüsse häufiger und hartnäckiger, durch den schweren Larynxkrampf hervorgerufener Blutstauungen entstanden sei. Das Stottern trat bei unserem Patienten in früher Jugend auf und bildet in bei- nahe derselben Form ein Familienübel, da zwei Schwestern und ein Bruder des Kranken auch daran leiden. In der Familie herrscht hereditäre Disposition zu Nerven- und Geisteskrank- heiten: ein Bruder des Kranken starb an Meningitis im 7. Le- bensjahre, zwei Onkel väterlicherseits starben im Wahnsinn. Die Stotteranfälle sind sehr häufig, so dass dem Kranken jeder freie Gebrauch der Rede unmöglich ist; sehr selten gelingt es ihm, einen kurzen Satz ungehindert auszusprechen, meistentheils stösst er fast bei jedem Worte auf Hindernisse, die Stotteran- fälle wurden von heftigen Exspirationsanstrengungen, von ausser- ordentlicher Ueberfüllung der Hals- und Gesichtsvenen und Röthe des Gesichts begleitet. Solange der Stotteranfall dauert, bleibt der Knabe vollkommen regungslos, wie eine Wachsfigur, mit in die Ferne gerichteten Augen, oft mit erweiterten Pu- pillen, mit fixirtem Kopfe, sein Rumpf, die Extremitäten, die Muskeln des Gesichtes und des Halses verbleiben in der Lage, in welcher sie vom Krampfe überrascht wurden, und ändern diese Lage nicht. Dasselbe muss auch von der Articulations- muskulatur gesagt werden: der Mund bleibt bald geöffnet, bald geschlossen, je nachdem auf welchem Laute die Articulations- arbeit unterbrochen wurde; geschah es auf den Lauten b, p, m, so bleiben die Lippen meistentheils während der ganzen Dauer des Krampfes geschlossen, doch trägt dieses Geschlossensein gar nicht den Charakter eines krampfhaften Schlusses; tritt aber der Krampf im Momente der Bildung eines Vocales ein, so bleibt der Mund geöffnet. In der Halsmuskulatur sind gleichfalls keine krampfhaften Bewegungen zu gewahren, und erscheint der Hals bloss in Folge der Ueberfüllung der Venen angedrungen. Der Krampf tritt meistentheils beim Versuche, einen Vocal hervor- zubringen, auf, kann aber auch bei der Bildung eines Conso- nanten beobachtet werden, hauptsächlich erscheint aber der Krampf vor Anfang der Rede, so dass hier immer eine mehr oder weniger anhaltende, durch den Krampf bedingte Pause vor- angeht. Charakteristisch sind auch die Veränderungen in den Gesten des Kranken, die Absicht zu sprechen hemmt sehr häufig noch vor Beginn des Krampfes alle Bewegungen des Kranken; dieser Umstand bildet einen scharfen Contrast zwischen dieser