Die Krankheiten des Magens : klinisch und mit besonderer Rücksicht auf Hygiene und Therapie / von H. Lebert.

  • Lebert, Hermann, 1813-1878.
Date:
1878
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Credit: Die Krankheiten des Magens : klinisch und mit besonderer Rücksicht auf Hygiene und Therapie / von H. Lebert. Source: Wellcome Collection.

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    spital. Deshalb habe ich es auch vorgezogen, dieses wichtige Kapitel nach vielen eigenen Beobachtungen zu bearbeiten, nach 252 Fällen der Statistik, nach 104 vollständigen Krankengeschichten, von denen ein Drittel mit Leichenöffnung. Ausserdem aber habe ich unter fremden Beobachtungen 65 der besten mit Leichenöffnung gewählt und analysirt und mit meinen Ergebnissen verglichen, um so jede individuelle Einseitigkeit zu vermeiden. In der Aetiologie habe ich alle eigenen und fremden Experi- mente zusammengestellt, welche beweisen, dass durch sehr verschie- dene Eingriffe das Magengeschwür künstlich erzengt werden kann und dass es nicht Folge ulceröser Entzündung, sondern umschriebener, territorialer Kreislaufshemmung ist. So wird ein hämorrhagischer Schorf gebildet, welcher nach seinem Abfallen ein terrassenförmiges, rundes, tiefes Geschwür zurücklässt. Dieses kann eine tiefliegende Arterie arrodiren und so zu bedeutender Blutung führen, ja selbst sofort die Peritonealhülle des Magens durchbohren, um in peracutem Verlauf durch diffuse Peritonitis den Tod herbeizuführen. Mit grösster Sorgfalt habe ich die Symptomengruppen analysirt und bei den ge- fährlicheren , wie Blutung, Perforation, bösartigem , kachektiscbem Verlauf, gezeigt, wie unendlieh verschieden die klinische Morbilitäts- statistik und die klinische Mortalität sich unterscheiden. Reine Mor- talitätsstatistik aus mannigfachen Quellen führt hier erst recht zum Irrthunl. Während zum Beispiel durch Blutung in den lethal ver- laufenden Fällen, in meinen Beobachtungen 12°/o sich finden, steigt diese Zahl auf 26 °/o in den fremden, weil mit einer gewissen Vorliebe alle Fälle von Tod durch Magenblutung beschrieben worden sind. Für die klinischen Fälle aber stelle ich fest, dass im Mittleren unter hun- dert im Hospital behandelten Magengeschwürskranken nur drei der Blutung erliegen, und doch kommt unter hundert Fällen in siebzig bedeutende Magenblutung durch Geschwür vor. — Tod durch diffuse und umschriebene Peritonitis zeigt sich in meinen Leichenöffnungen in 27%, während in den fremden von mir analysirten auf diese Folgen der Perforation 49% kommen, da gerade die Magenperforation seit mehr als zwei Jahrhunderten mit ganz besonderer Vorliebe casuistisch bearbeitet worden ist. Dennoch weist meine Morbiditätsstatistik nur in 31J20jo den Tod durch Perforation nach. Es kann wohl keinen schla- genderen Beweis geben, wie fehlerhaft die klinische Verwerthung reiner Mortalitätsstatistik ist und wie unendlich wichtig andrerseits das Ver- hältniss der klinischen Mortalität zur klinischen Morbilität ist. Die Analyse der klinischen Erscheinungsgruppen gibt zwar für jede einzelne ein ziemlich vollständiges Bild, um aber über die Details den Gesammtüberblick nicht zu verlieren, habe ich, wie bei allen andern Krankheiten, ein allgemeines Krankheitsbild am Ende der klinischen Analyse gegeben. Die schönen und gelungenen Krank-