Lehrbuch der gerichtlichen Medicin für Aerzte und Juristen : nach eigenen und fremden Erfahrungen / bearbeitet von Ernst Buchner.

Date:
1867
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Credit: Lehrbuch der gerichtlichen Medicin für Aerzte und Juristen : nach eigenen und fremden Erfahrungen / bearbeitet von Ernst Buchner. Source: Wellcome Collection.

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    \ 434 rufe, im Bestreben den Leidenden Hülfe zu bringen, sich über die Gebühr an- strengen, sich schädlichen Einflüssen aussetzen und zufälhge Krankheiten sich zu- ziehen, die ihnen früher oder später verderblich werden. § 429. Die Aerzte, sowie alle andern Medicinalpersonen, sind verbunden, das ärztliche Geheimniss zu beAvaliren, d. h. ein Geheimniss, zu dessen Kenntniss sie vermöge ihres Berufs oder Gewerbes gelangt sind. Andern nicht raitzutheilen. Diese im Wesen des ärztlichen Berufs gegründete Forderung wird unterstützt durch die gesetzlichen Bestimmungen. Eine Ausnahme hievon tritt nur ein, insofern das ärztliche Per- sonal durch gesetzliche Bestimmungen verbunden ist. in gewissen Fällen den Behörden Anzeige zu erstatten, sei es in Bezug auf begangene Verbrechen und Vergehen oder in Bezug auf Weiterverbreitung von ansteckenden Krankheiten. Gerade in letzterer Hinsicht muss es in manchen Fällen dem Ermessen des Arztes überantwortet werden, ob er nicht zur Verhütung grössern Nachtheils auch dem Privaten gegenüber von der Wahrung des ärztlichen Geheimnisses Umgang nehmen soll- Dem Gesetze gegenüber müsste in solchem Falle beansprucht werden, dass das Geheimniss nicht ,,unbefugt einem Andern mitgetheilt worden. Gegebenen Falls muss zur objectiven Herstellung des Thatbestandes das gerichtsärztliche Gutachten, beziehungsweise das Gutachten eines ärztlichen Collegiums, erholt werden. Nach der bayerischen Gesetzgebung von 1861 besteht die Anzeigepflicht der Aerzte etc. nur mehr in Beziehung auf den Ausbruch einer ansteckenden Krank- heit unter Menschen oder Thieren (PStGB. Art. 126), — dann in Beziehung auf Entbindungen und Todesfälle (PStGB. Art. 53), — ferner für die Fälle, in denen bei der Oeffnung einer Leiche die Spuren eines an dem Verstorbenen verübten Verbrechens entdeckt werden (PStGB. Art. 75. Abs. 2), in welchem Falle sogleich mit der Oeffnung der Leiche einzuhalten ist — offenbar um die Spuren des Ver- brechens nicht zu verwischen und die objective Constatirung desselben zu ermög- lichen. Endlich sind die Aerzte noch zur Anzeige verpflichtet, wenn sie als Todtenschauer Kenntniss von Todesfällen erlangen, Avelche den Verdacht eines ge- waltsamen Todes erregen (PStGB. Art. 75. Abs. 1). BiNO in Aerztl. Intelligenzblatt bayer. Aerzte 12. Dez. 1863. § 430. Bei Ausstellung von ärztlichen Zeugnissen kömmt es nicht selten zum Conflict zwischen der Aufgabe des Arztes, den seine