Volume 1

Handbuch der Gewebelehre des Menschen / von A. Koelliker, Professor der Anatomie zu Würzburg.

  • Kölliker, Albert, 1817-1905
Date:
1889-1902
Catalogue details

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Credit: Handbuch der Gewebelehre des Menschen / von A. Koelliker, Professor der Anatomie zu Würzburg. Source: Wellcome Collection.

    253/384 (page 245)
    In der Fig. 468 ist bei viermaliger Vergrösserung ein Frontalschnitt der Medulla oblong ata dargestellt, der den Fasciculus solitär ins in der ganzen Länge desselben von 24 mm zeigt. Die cerebralen Enden des Stranges stehen um 4,70 mm von der Medianebene ab und messen 0,5—0,6 mm in der Breite. Dann nähern sich dieselben, bis sie in der Gegend des spinalen Endes der Oliven, 6 mm jenseits des Calamus scriptorius, nur noch um 1,7 mm von der Medianebene entfernt sind und verschmälern sich zugleich auf 0,2 mm und darunter. Hierauf folgt in der Gegend des cerebralen Endes der Pyramiden- kreuzung nochmals auf einer kurzen Strecke ein Auseinandertreten der Fasci- culi solitarii bis auf 2,85 mm von der Medianebene und endlich ein fort- schreitendes Konvergiren bis zum Ende des Schnittes. In diesem ganzen letzten Abschnitte fliesst die absteigende Yago-GlossopharyngeusWurzel so mit dem Fas- ciculus cuneatus zusammen, dass sie nicht mehr von demselben unterschieden werden kann und halte ich es für unmöglich, auf anatomischem Wege ihr Ende zu bestimmen. Bezüglich auf den feineren Bau der absteigenden Vago-Glossopharyn- geuswurzel, so erkennt man schon an Weigert?sehen Präparaten des Erwach- senen, dass dieselbe aus feineren und feinsten Nervenfasern besteht und an vielen Orten graue Substanz beigemischt enthält, welche meist wie eine einseitig ansitzende Lage erscheint und in der Regel die mediale Seite des Nervenfaser- bündels einnimmt, andere Male aber auch an der lateralen Seite liegt oder das Faserbündel rings umfasst. Weitere Aufklärungen gewähren Präparate von jungen Geschöpfen nach Grolgi’s Methode und habe ich an solchen vor allem bei der Katze und einem menschlichen Embryo von 4 Monaten an Längs- und Querschnitten folgendes gefunden: Die Nervenfasern des Fasciculus soli- tarius zeigen sowohl Theilungen als Collateralen, doch sind die ersteren nicht in einer solchen Weise angeordnet, dass eine Vergleichung mit den dor- salen Wurzeln der Rückenmarksnerven zulässig wäre, indem dieselben nicht in einer und derselben Höhe, sondern über das ganze Bündel verbreitet sich finden, so dass sich auch nicht sagen lässt, ob dieselben an allen Fasern des- selben sich finden. Immerhin ist die Zahl derselben eine ganz ansehnliche. Ebenso finden sich auch zahlreiche Collateralen und neben denselben Faser- enden in Form von Umbiegungen, wie solche bereits beim Rückenmark be- schrieben wurde. Die Collateralen sowohl, wie die umbiegenden Stammfasern (Fig. 469) zeigen die gewöhnlichen feinen Verästelungen und Endbüschel und umgeben mit einem reichen Flechtwerk die in der Nähe des Fasciculus solitarius ge- legenen Nervenzellen. Diese sind von geringer Grösse, multipolar und senden ihren nervösen Fortsatz meist ventralwärts. Da es mir noch nicht gelang, einen solchen Fortsatz auf grösseren Strecken zu verfolgen, so vermag ich auch nicht zu sagen, ob derselbe unverästelt bleibt oder nicht und welches sein weiterer Verlauf ist. Doch möchte kaum zu bezweifeln sein, dass diese Fortsätze früher oder später in die Längsrichtung umbiegen und eine Verbindung der betreffen- den Vago-Glossopharyngeuswurzel mit andern Hirntheilen herstellen. In dieser Be- ziehung verdient alle Beachtung, dass an Weigert’sehen Präparaten meist an beiden Seiten vom Fasciculus solitarius Bogenfasern abgehen (Fig. 462), die als selbständige Bildungen den Schleifenfasern sich beimengen, welche aus der Gegend des Fasciculus gracilis abstammen und mit denselben in der Raphe