Über Psychologie der individuellen Differenzen : Ideen zu einer "Differentiellen Psychologie" / von L. William Stern.

  • Stern, William, 1871-1938.
Date:
1900
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Credit: Über Psychologie der individuellen Differenzen : Ideen zu einer "Differentiellen Psychologie" / von L. William Stern. Source: Wellcome Collection.

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    1020 als ..grösser“ — dann hat X die geringere Empfindlichkeit und doch die grössere Entschiedenheit des Urteils. Bezeichnet man als Schwellengebiet die sämtlichen Stufen des Reizes, bei denen noch schwankende und fragliche Urteile Vorkommen, so ist die Höhe der Schwelle das umgekehrte Maass der Empfindlichkeit, die Breite der Schwelle aber zusammen mit der Häufigkeit der unbestimmten Aussagen das um- gekehrte Maass für die Entschiedenheit des Urteils.1) Zuverlässigkeit. — Zuverlässig in seinem Urteilen ist der- jenige, der, so weit es in seiner Macht steht, Fehler zu vermeiden sucht; es muss daher ein die Zuverlässigkeit prüfendes Experiment von vornherein Fehler ausschliessen, für welche der Prüfling nichts kann, z. B. solche, die auf zu geringer Empfindlichkeit beruhen. Ein für diesen Zweck günstiges Versuchsmaterial besteht in all- mählich sich ändernden Reizen, bei welchen der Reagent selbst den Moment der Wahrnehmung bestimmt; denn hier liegt es ja in seinem Belieben, so lange zu warten, bis er vollste Sicherheit über den Charakter des wahrgenommenen Eindrucks hat. Um Fehler zu ermöglichen, müssen Veränderungen verschiedener Richtung dem Prüfling in einer ihm unbekannten Reihenfolge vorgeführt und diese sogar noch zuweilen abgelöst werden von Konstanzen, d. h. von Versuchen, in denen der Reiz überhaupt nicht verändert wird. Die Anzahl der hierbei gemachten Fehler ist das umgekehrte Maass der Zuverlässigkeit des Urteils. Eine Anwendung dieser Methode und die dabei gewonnenen *) Wie man diese Entschiedenheit numerisch bestimmen kann, habe ich an anderer Stelle (Psychol. d. Veränderungsauff. 103) dargelegt. Jedes Urteü er- hält gemäss den Abstufungen der Sicherheitsgrade abgestufte Zahlenwerte: es wird z. B. „grösser“ als 1, „grösser fraglich“ als 7a, „grösser deutlich“ als U/2 angesetzt. Angenommen, jeder Vergleichsreiz sei n mal vorgekommen, so werden die heim ihm erzielten n Urteile (die richtigen wie die falschen) zu- sammenaddiert und durch n dividiert. (Wenn alle Urteile „grösser“ lauteten, so ist der entstehende Quotient = 1; lauteten alle „grösser deutlich“, so hat er den Wert lV.) Es lassen sich nun die hei den verschiedenen Vergleichs- reizen erzielten Quotienten graphisch zu einer Kurve aneinanderreihen: Je steüer diese Linie, um so grösser ist die Urteüshestimmtheit. Vielleicht würde es genügen, nur zwei Wertstufen: unsichere und sichere Urteüe anzuwenden.