Die Funktion der Pulsadern und der Kreislauf des Blutes in altrabbinischer Literatur / von Dr. S. Mendelsohn.

  • Mendelsohn, Samuel, 1850-1922.
Date:
1920
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Credit: Die Funktion der Pulsadern und der Kreislauf des Blutes in altrabbinischer Literatur / von Dr. S. Mendelsohn. Source: Wellcome Collection.

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    sie demgemäß erklärt als »Halsfäden, die Blut spritzen«1), wissen wir dennoch nicht, welche Fäden oder Blutgefäße eigentlich ge¬ meint sind. Nur der geistreiche Lexikograph Dr. Marcus Jastrow versuchte dem Wort spezifische Deutung zu geben, indem er dessen Stamm Warid mit dem des hebräischen Jarad (herab¬ kommen) identifizierte und als »Jugular-Vene, welche vom Kopf ins Herz führt«, erklärt2). Indessen deutet der Zusammenhang, in dem unser Wort Weridin gebraucht ist, auf die Karotiden hin. R. Judahs Ausdrucksweise bezüglich der Weridin Vorschrift, wie sie in der Tosefta enthalten ist: »Alles Schlachten ist ungesetz¬ mäßig, wenn die Speiseröhre und die Weridin nicht durchschnitten sind«3), deutet auf Angrenzung der Speiseröhre und Weridin aneinander, und der Talmud sagt ausdrücklich: »Die Speiseröhre schließt sich den Weridin an«4), was doch mit den Jugularen nicht der Fall ist. Und Tatsache ist, daß wenn das Tier auf dem Rücken zu Boden niedergestreckt liegt, und man den Kopf, in gerader Linie mit dem Rückgrat,. nach außen zwingt, wie es immer bei der Vorbereitung zum Schächten geschieht, nichts mit größerer Sicherheit gleichzeitig mit der Speiseröhre angeschnitten wird, als die Karotiden, und das sind die im Talmud genannten Weridin. Das Durchschneiden der Weridin-Karotiden, von Galens älterem Zeitgenossen als conditio sine qua non der gesetzmäßigen Schäch- tung vorgeschrieben, wurde von allen Talmudisten als das Öffnen der Hauptröhren anerkannt, wodurch das Blut am leichtesten ab¬ geleitet werden kann. Selbst diejenigen, die mit der humanen Seite der Vorschrift — die Vermeidung unnötiger Tierquälerei5) — anscheinend nicht vertraut waren, verfehlten nicht, die rituelle J) Chullin 27 a, s. v. Weridin. 2) Dictionary of the Targumim, the Talmudim, etc., s. v. Warid. — Während seine Etymologie von jedem als geistreich befunden werden muß, ist sie auch auf alle anderen Blutgefäße anwendbar, »die vom Kopf ins Herz führen«, die darauf gegründete Definition ist daher nicht entscheidend und gibt ungehinderten Anlaß zum Weiter¬ forschen. — Joseph Malinowsky Troky (Karait, 16. Jahrh.) leitet das Wort von Werad (Rose) ab und ist der Ansicht, daß diese Gefäße Weridin genannt werden, »weil sie voll Blut und blutrot sind« (Kizzur Injan Schechitah, K. 2); desgleichen Jesajah Berlin (Tosefot Rischon le-Zion zu Chullin II, 1). 3) Siehe Anm. 1 auf S. 20. 4) Chullin 28 a.