Ueber die Urform des menschlichen Schädels : ein beim Anthropologischen Congresse in Paris am 30. August 1867 gehaltener Vortrag / von Hermann Schaaffhausen.

  • Schaaffhausen, Hermann, 1816-1893.
Date:
[1868]
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Credit: Ueber die Urform des menschlichen Schädels : ein beim Anthropologischen Congresse in Paris am 30. August 1867 gehaltener Vortrag / von Hermann Schaaffhausen. Source: Wellcome Collection.

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    eintreten, wenn in der Methode der Messung bei den einzelnen Forschern keine Uebereinstimmung herrscht, wie das für das Breitenmaass des Schä- dels leider der Fall ist. Bald wird dieselbe zwischen den Scheitelhöckern gemessen, bald über der Ohrölfnung, bald an einer andern Stelle. Derselbe Schädel kann so oder anders gemessen dolichocephal oder brachycephal sein, wie es von einem in meinem Besitze befindlichen Malayenschädel von Ma- cassar gilt, der 169 Mm. lang und über der Ohröffnung 114 Mm., zwischen den Scheitelhöckern aber 131 Mm. breit ist. Da, wie schon Blumenbach fand, alle verschiedenen Rassentypen durch Mittelformen in einander über- gehen, so sah man sich veranlasst, auch zwischen den langen und kurzen Schädeln ein mittleres Maass als Grenze festzusetzen; v. B ä r empfahl dafür eine Breite, die 80 s, Welcher eine solche, die 75 5 der Länge beträgt. Aber wenn man von einem dolichocephalen und brachycephalen Typus spricht, so soll man nicht allein das Verhältniss der Breite zur Länge in’s Auge fassen, sondern auch die übrigen Merkmale, die damit verbunden zu sein pflegen. Halbertsma fand bei dem normalen weiblichen Malayenschä- del die Länge 164 Mm., die Breite 135, den Schädelindex also 83, bei der oben angeführten Idiotin die Länge 173, die Breite 130, den Schädelindex 75, den er für den Orang zu 74 angiebt. Die Idiotin hat aber, trotzdem ihr Schädel lang und schmal genannt wird, den malayischen Typus nicht verloren, der hohe Scheitel, die hochgestellten Scheitelhöcker, die aufge- richtete Hinterhauptsschuppe sind ihr geblieben und, wie der Schädel- durchschnitt zeigt, die Schädelhöhle ist eine brachycephale; die grössere Länge ist nur durch starke Verdickung der Schädelknochen in der Rich- tung des Längendurchmessers hervorgebracht. Die genauesten bisher üb- lichen Maasse geben kein vollständiges Bild des Schädels, wenn dabei nicht auf Form und Beschaffenheit jedes einzelnen Knochens geachtet wird. Ueber dem Eifer die Unterschiede der Schädelformen durch systematische Messungen festzustellen, hat man jene Merkmale zu betrachten unterlassen, welehe uns über die Stufe der Entwicklung des Schädels Aufschluss geben. Sagt doch A e b y geradezu, die Schädelform sei kein Mittel zu einer durchgreifenden Rasseneintheilung. Wenn aber der wichtigste Theil des Körpers keinen Anhalt zu einer Eintheilung geben kann, dann müssen wir überhaupt auf eine solche verzichten. Vielleicht liegt aber der Misserfolg in der falschen Methode der Untersuchung. Vielen Anschauungen über Schädelbildung liegt auch noch der Irrthum zu Grunde, dass man in der