Beobachtungen über die Sensibilität in der Bauchhöhle / von K.G. Lennander.

  • Lennander, Karl Gustav, 1857-1908.
Date:
1902
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Credit: Beobachtungen über die Sensibilität in der Bauchhöhle / von K.G. Lennander. Source: Wellcome Collection.

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    Kälte reagiert. Das stimmt wohl überein mit Weber’s Ver- suchen an sich selbst. Ich habe auch einige Male versucht, meinen Morgengetränk so warm als möglich zu trinken, und glaube dabei er- fahren zu haben, daß ich rasch eine deutliche Wärmeempfindung im Epi- gastrium hatte; aber diese war so oberflächlich, daß ich glaube, daß sie der Haut der vorderen Bauchwand angehörte. Ich konnte dagegen keine Wärmeempfindung nach hinten zu, am Rücken, fühlen. Bei Prüfung des Temperatursinnes am Peritoneum parietale (Fall 24) erfuhr die Patientin bei Applikation von Eis, sowie von kalten oder warmen In- strumenten weder irgend welchen Eindruck von Berührung noch von Kälte oder Wärme; wenn aber das Metallinstrument sehr warm war, so sagte sie, daß es steche, was man ja als eine Schmerzempfindung auffassen muß. Ich wage keineswegs, nach dieser einzigen, negativen Beobachtung über den Temperatursinn am Peritoneum parietale zu urteilen. Bestätigt es sich bei fortgesetzten Versuchen, so verhält es sich so, wie oben angedeutet ist, nämlich, daß man nach Hinab- schlucken eines warmen Getränkes „die Wärme im Magen“ nicht eher fühlt, als bis die Magenwand und die Bauchwand bis zur Haut (zur Unterhaut?) durchwärmt sind. In Fall 22 wurde eine interessante Beobachtung gemacht, die jedoch der Bestätigung durch mehrere neue Versuche bedarf. Das Peritoneum parietale erwies sich ohne Gefühl vor dem 4. (?) Lendenwirbel und vor dem Promontorium. Es war ferner höchst bemerkenswert, daß es nicht weh that, wenn man an dem Teile des Mesenterium nach vorn zog, den man als den mittelsten Teil des Dünndarmmesenterium betrachtete. Ich habe darüber viel nachgedacht und bin zu der Hypothese gekommen, daß es möglich ist, daß das Peritoneum parietale vor dem 4. und 5. Lumbalwirbel zwischen den beiden Sympathicussträn gen und zwischen den medialen Rändern der Mm. psoas keine Nerven für die Schmerzempfindung besitzt. Ist das richtig, so gilt vermutlich das- selbe für das Peritoneum parietale vor dem Os sacrum zwischen den beiden Sympathicussträngen. Diese meine Hypothese gründet sich darauf, daß es den Anatomen nicht gelungen ist, nachzuweisen, daß auch die hier genannten Teile des Peritoneum parietale wo anders her Nerven bekommen, als von den Nn. sympathici. Ist das Peritoneum vor dem 4. und 5. Lendenwirbel gefühllos, so muß man ja auch einen kleinen Teil des Dünndarmmesenterium nach vorn strecken können, ohne daß es weh thut. Daß auch der obereTeil des Magens eben so unempfind- lich gegen operative Eingriffe ist, wie die Gegend um die große Cur- vatur, zeigt ein von Dr. Olsson (Flen) operierter und mir zur Ver- öffentlichung überlassener Fall. Aus demselben geht auch hervor, daß Dehnung am Cardiateil des Magens und am Duodenum, d. h. am Diaphragma und am Bindegewebe und an der Serosa desselben, starken Schmerz hervorruft.