Krankheiten der Brustdrüsen / von Th. Billroth.

  • Billroth, Theodor, 1829-1894.
Date:
1880
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Credit: Krankheiten der Brustdrüsen / von Th. Billroth. Source: Wellcome Collection.

    157/204 (page 141)
    sehen von Grösseiicliffereiizen, wohl nur darin äussern, dass ein ausge- waclisener Z^vcig oder eine ausgewaclisenc Drüsentrauhe durcli Ab- sclmürung ausser Zusammculiang mit ihrem Ast, iiirem Ausfuhrungs- gang kommt. Anatomisch nachweisbar kann dies wold niemals sein, denn da wir die kleinsten Drüsentheile nur mittelst Durchsclmitten mikroskopiseli untersuclicn können, so ist der Nacliweis des nicht Zu- sammeuhängens mit dem Drüsenbaum nie exact zu liefern. Man könnte nun von einem solchen abgeschnürten Drüsenstück, welches entweder nie oder nnr höchst unvollkommen zu einer physio- logischen Function kommen kann, allerlei Abnormes erwarten, wenn irgend ein Reiz auf die zur Isolirung verdammten Drüsenzellen ein- wirkt; doch warum ohne einen solchen die betreffenden Drüsentheile, welche sich unter abnormen Verhältnissen befinden, nicht auch das ganze Leben hindurch ruhig liegen bleiben könnten, ist nicht recht einzusehen. Es scheint mir, dass auch bei dieser Hypothese die An- nahme nLcht zurückzuweisen ist, dass gewisse physiologische innere oder traumatische äussere Reize als Gelegenheitsursache für die Ent- stehung der Geschwülste aus solchen abnormen Anlagen einwirken, und somit das darüber früher Gesagte durch die Hypothese C o h n- heim's keineswegs gegenstandslos wird. In eine weit schwierigere Lage kommt man freilich, wenn man mit Hülfe der Cohnheim 'sehen Hypothese die Entstehung der- jenigen Mamma-Fibrome, -Sarcome, -Chondrome (bei Hündinnen) er- klären will, bei welchen die epithelialen Drüsenelemente so wenig be- theiligt sind, dass über ihren alleinigen Ursprung in der bindegewe- bigen Zwischen- und Stützsubstanz kein Zweifel sein kann. Man müsste da annehmen, dass bei den verschiedenen Entwicklungsetappen, welche die Mamma durchmacht, da und dort gelegentlich ein kleiner Heerd von embryonalen Bindesubstanzelementen im Stadium eines indifferenten Zellengewebes Jahre lang liegen bleibt, und dann auf Vei'anlassung eines Reizes — dessen wir auch hier nicht entbehren können — plötzlich sich zu dieser oder jener pathologisch geformten Bindesubstanz entwickelt. Ich gestehe frei, dass mir das nicht recht eingehen will, zumal in Fällen, in welchen eine solche Bindesubstanz- geschwulst wohl ein Viertheil bis ein Drittheil der Drüsenelemente einer ganzen Mamma in sich einschliesst. — Auch für die Riesentumoren, die Cystosarcome, welche die ganze Mamma von Frauen betreffen, die früher ihre Kinder in normaler Weise genährt hatten, so wie für die Fälle von doppelseitigen diffusen Sarcomen der ganzen Mamma, welche während der Schwangerschaft, wenn auch noch so selten (pag. 126) auftreten, bietet die Hypothese Cohnheim's grosse Schwie- rigkeiten. — Immerhin bekenne ich gerne, dass mir die Cohnheim'sche Darstellung so sehr imponirt hat, dass der Eindruck wesentlich dazu beitrug, die früheren Anschauungen einer besonders scharfen Kritik zu unterziehen.