Ricord's Lehre von der Syphilis : ihre bedenklichen Mängel und groben Irrthümer kritisch beleuchtet und durch zahlreiche, schwierige und verzweifelte Krankheitsfälle erläutert ein praktisches Handbuch über Syphilis / von Friedrich Alexander Simon.

  • Simon, Friedr. Alexander (Friedrich Alexander), 1793-1869
Date:
1851-1852
Catalogue details

Licence: Public Domain Mark

Credit: Ricord's Lehre von der Syphilis : ihre bedenklichen Mängel und groben Irrthümer kritisch beleuchtet und durch zahlreiche, schwierige und verzweifelte Krankheitsfälle erläutert ein praktisches Handbuch über Syphilis / von Friedrich Alexander Simon. Source: Wellcome Collection.

    88/602 (page 76)
    bemerkt zu haben. Die Verhärtung kann allerdings wol ein Zeichen sein, dass die Reaktion lebhaft war, dass der syphilitische Eindruck mächtig und lange Zeit behalten worden ist und dass man demnach diese Anlage mit dem unmittelbarsten und wirk- samsten Mittel, dem Merkur, bekämpfen muss. Aber es scheint uns nicht, dass die Induration denjenigen Werth hat, den ihr Ricord heilegt. Wenn man darin übereinkommt, dass die In- duration ein örtliches, den Schanker begleitendes Symptom ist, welches beunruhigender als die Nichtverhärtung, so begreifen wir nicht, wie ein so bestimmtes Verhältnis zwischen der Verhär- tung und der Nichtverhärtung statt finden soll. Auch spricht die klinische Erfahrung durchaus nicht für das Letztere. — Die In- duration kann nicht allein fehlen, ohne dass wir darum weniger von einer allgemeinen Infektion zu fürchten haben, sondern sie kann sogar bestehen und lange dauern, nachdem jede syphili- tische Diathese verschwunden ist. Sie ist eine durchaus örtliche Affeklion, was auch Ricord zugiebt, indem er noch auf derselben Seite sagt, dass gewisse Verhärtungen in Folge primairer Schanker entstehen können, obgleich der Organismus von jedem syphili- tischen Gifte frei ist. — Kurz, die Induration beruht nur auf örtlicher Reaktion und ist ein durchaus örtlicher Reflex; sie beweist weder für noch gegen die allgemeine Ansteckung, aber sie kann als Zeichen gelten einer intensiveren Vergiftung oder einer stärkeren Empfänglichkeit für das syphilitische Virus und lässt das Aufkommen einer all- gemeinen Ansteckung eher befürchten. Dass diese durch eine gehörige Behandlung, worunter Ricord eine merkurielle versteht, welche er hei den anderen Schankerformen verwirft, verhütet werden könne, ist sehr problematisch. Ich muss ehrlich gestehen, dass nach meiner Erfahrung der Queeksilbergebrauch bei keiner Schankerform der allgemeinen Infektion oder den Symptomen der konstitutionellen Seuche mit Sicherheit vorbeugt, am wenigsten aber beim Hunter’sehen Schanker. Wir verzögern vielleicht den Ausbruch der sekondairen Symptome dadurch, aber wenn gar keine erfolgen, so ist die Frage, ob nicht ohne Quecksilber dasselbe geschehen wäre. Die Bemerkung Ricord’s, dass wenn innerhalb der ersten sieben Tage ein Schanker gangränös wird, sicher keine sekon- dairen Symptome erfolgen, stimmt mit der Erfahrung der be-