Ricord's Lehre von der Syphilis : ihre bedenklichen Mängel und groben Irrthümer kritisch beleuchtet und durch zahlreiche, schwierige und verzweifelte Krankheitsfälle erläutert ein praktisches Handbuch über Syphilis / von Friedrich Alexander Simon.

  • Simon, Friedr. Alexander (Friedrich Alexander), 1793-1869
Date:
1851-1852
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Credit: Ricord's Lehre von der Syphilis : ihre bedenklichen Mängel und groben Irrthümer kritisch beleuchtet und durch zahlreiche, schwierige und verzweifelte Krankheitsfälle erläutert ein praktisches Handbuch über Syphilis / von Friedrich Alexander Simon. Source: Wellcome Collection.

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    von selbst wieder heilt. Also in praktischer Hinsicht hätte die- ser Orakelspruch einen sehr problematischen Werth, da wir die wenigsten Geschwüre fünf Tage nach dem verdächtigen Beischlaf zu sehen bekommen — oder sie müssten denn gleich ein sehr bedrohliches Aussehen annehmen, was doch nur ausnahmsweise der Fall ist. Aber gesetzt auch, der Pat. kommt wirklich in den ersten Tagen nach der Ansteckung zu uns, wir ätzen den Schanker und er heilt ohne weitere Folgen — was kann uns zu der apodiktischen Behauptung berechtigen, dass wir durch das frühzeitige Aetzen zuverlässig der konstitutionellen Lustseuche Yorgebeugt haben, die nach Ricord’s eigner Meinung nach hundert Fällen von Schankern nur zehnmal erfolgt? Ja, was kann uns eben nach ihm berechtigen, jede kleine Wundstelle, so verdächtig sie auch in der Regel post Vencrem vulgivagam ist, alsbald für ein syphilitisches Geschwür zu erklären, das ohne geätzt worden zu sein unfehlbar konstitutionelle Syphilis zur Folge gehabt haben würde? Ich will die Methode, frische Schanker zu ätzen, durch- aus nicht für absolut verwerflich erklären, aber man muss nur nicht Behauptungen daran knüpfen, die einen sehr hypothetischen Werth haben und schwer zu erweisen sind. Uebrigens ist mir, abgesehen von manchen anderen weniger stringenten Fällen, ein recht eklatanter Fall bekannt, wo trotz der Aetzung eines ganz frischen Schankers die furchtbarsten und hartnäckigsten sekon- daireu Zufälle auftraten, an denen alle Künste der Ricord’schen Heilmethode scheiterten. Dass daher keine blos örtliche Behandlung ausser der so- genannten Abortivmelhode irgend einen Einfluss auf die Ver- hinderung der sekondairen Zufälle habe, räume ich mit der Be- schränkung ein, dass die Aborlivmethode oder das Aetzen des Schankers in den ersten fünf Tagen wahrscheinlich eben so wenig Einfluss darauf hat. Eben so halte ich es für proble- matisch, ob selbst eine allgemeine Behandlung, eine merkurielle oder nicht merkurielle, wie Ricord meint, das Auftreten von sekondairen Zufällen verhütet oder verzögert. Ob früher oder später sekondaire Zufälle erfolgen, hängt grösstentheils von der Intensität des AnsteckungsslolVes und von der Individualität ab. bisweilen auch von der Lebensweise und dem allgemeinen Ge- sundheitszustände des Tat. Ich habe selbst nach einer ener- gischen Mcrkurialbehandlung der primaireu Geschwüre die sekon-