Ricord's Lehre von der Syphilis : ihre bedenklichen Mängel und groben Irrthümer kritisch beleuchtet und durch zahlreiche, schwierige und verzweifelte Krankheitsfälle erläutert ein praktisches Handbuch über Syphilis / von Friedrich Alexander Simon.

  • Simon, Friedr. Alexander (Friedrich Alexander), 1793-1869
Date:
1851-1852
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Credit: Ricord's Lehre von der Syphilis : ihre bedenklichen Mängel und groben Irrthümer kritisch beleuchtet und durch zahlreiche, schwierige und verzweifelte Krankheitsfälle erläutert ein praktisches Handbuch über Syphilis / von Friedrich Alexander Simon. Source: Wellcome Collection.

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    unbedeutend sind und z. B. nur eine scheinbar ganz unschuldige Hautverletzung nach einem verdächtigen Beischlaie entstanden ist; aber den Mann durch Aelzung verdächtiger Excorialionen zum Beischlaf befähigen zu wollen, ist eben so frivol als gewissenlos; denn trotz aller Aetzung und aller zu dem Behufe angerathenen exakten Waschungen ist die Ansteckung doch möglich. Und wäre sie auch nicht wahrscheinlich, verhielte sich die Gefahr der An- steckung in solchen Fällen wie Eins zu Hundert, so würde es doch immer unverantwortlich bleiben, mit einem Gifte sein Spiel zu treiben, dessen Wirkungen ausser aller Berechnung liegen und von dem Ricord selbst sagt, dass die dadurch gesetzte Biathese auf immer bei dem Kranken bleibe. Eben so wenig können wir es billigen, dass Ricord ohne Weiteres den Beischlaf gestatten will, wenn der Tripper nicht mehr purulent sondern nur schlei- mig fliesst, oder der Pat. nur noch an der sogenannten goutte militaire leidet, weil dieses Schleimtröpfeln nichtmehr kontagiössei. Es ist zuverlässig auch dann noch manchmal ansteckend, wie ich das öfters erfahren habe, und noch ganz neuerlich in einem mir verdriesslichen Falle, weil ich selbst die Veranlassung dazu ge. geben hatte. Ein Ehemann litt seit zwölf Wochen am Tripper und es war wirklich nur noch ein so unbedeutendes Schleim- tröpfeln vorhanden, dass sich nur wenige kleine Flecke in der Wäsche zeigten. Er fragte mich, ob er wol einmal den Bei- schlaf ausüben dürfe, seine Frau schöpfe wegen seiner langen Ent- haltsamkeit Verdacht. Ich meinte wirklich, dass in der zwölften Woche, hei so unbedeutender Schleimabsonderung keine Gefahr mehr für die Frau vorhanden sei und gegen meine sonstige Be- denklichkeit gab ich ihm die Erlaubnis mit der Empfehlung, die Geschlechlstheile vor dem Aklus mit Kalkwasser zu waschen. Er be- folgte meinen Rath und seine Frau bekam einen derben, schmerzhaften Tripper, worüber er sehr bestürzt wurde und mir mit Recht Vor- würfe machte, dass ich ihm die Erlaubniss gegeben habe. Wann der Tripper, bestehe er auch nur noch in einem unbedeutenden Schleimflusse, aufhört ansteckend zu sein, ist also nicht so aus- gemacht, und man hat immer Ursache die Frage eher zu bedenklich als zu leichtfertig zu nehmen, besonders wo es sich um die Ge- sundheit einer unschuldigen Frau handelt. Ich erinnere mich hier eines andern Falles, wo ein junger Mann mit einer verheiralheten Frau eine Liaison halte und am Tripper litt. Er glaubte auch,