Ueber die Tabes : eine Abhandlung für praktische Aerzte / von P. J. Möbius.

  • Möbius, P. J. (Paul Julius), 1853-1907.
Date:
1897
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Credit: Ueber die Tabes : eine Abhandlung für praktische Aerzte / von P. J. Möbius. Source: Wellcome Collection.

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    Bei der Prüfung der Empfindlichkeit kann man trotz der Parästhesieen sogenannte objective Störungen der Sensibilität ver- missen, in der Regel aber wird man solche finden. Für die Zwecke der Praxis genügt es vollständig, wenn man sich bei der Haut auf die Prüfung des Tastgefühles durch leise Berührung mit dem Finger oder auch mit einem kleinen Pinsel, auf die des Schmerzgefühles durch eine Nadel und auf die des Temperaturgefühles durch kalte oder warme Gegenstände beschränkt. An den Beinen der Tabes-Kranken findet man im Anfange gewöhnlich verminderte Schmerzempfindlichkeit und geringe oder gar keine Abstumpfung der TastempfindHchkeit. Letztere lässt sich am ehesten an der Fusssohle nachweisen. Im übrigen herrscht entschieden die Hypalgesie vor. Nadelstiche werden erst bei einer gewissen Stärke als schmerzhaft empfunden, weiterhin wii-d über- haupt beim Stechen kein Schmerz, sondern nur ein Druck empfunden, man kann eine PlautsteUe durchstechen, ohne dass die Kranken wissen, was geschehen ist. In der Regel steigt das Grebiet der Hypalgesie mit der Zeit von den Füssen aus in die Höhe, doch findet man oft auch frühzeitig am Gresässe und in dessen Umgebung einen gewissen Grad von Anästhesie. Manchmal stellt die Hypalgesie uuregelmässig begrenzte und vertheilte Flecken dar. An den Grenzen der Hypalgesie oder zwischen den hypalgischen Zonen soll man oft Hyperalgesie finden. Früher oder später tritt zur Hypalgesie auch Herabsetzung des Tastgefühls. Das Temperaturgefühl kann lange Zeit anscheinend normal sein, nur üeberempfindlichkeit gegen Kälte ist häufig. Bei alten Tabeskranken kann man an den Beinen oder sogar am grösseren Theile des Körpers vollkommene Anästhesie finden, jedoch bleibt bei sehr vielen die Anästhesie bis zum Ende unvollständig. Am Rumpfe der Tabes-Kranken hat M. Lähr schon frühzeitig Abstumpfung der Empfindlichkeit für leichte Berührungen nachgewiesen. Sie zeigt sich gewöhnlich zuerst unterhalb der Mamma, dann an der Scapula und schliesslich bildet sie eine den Rumpf ganz umgreifende Zone. Die Symmetrie ist an der oberen Grenze deutlicher ausgesprochen als an der unteren. Das Gefühl füi- Schmerz scheint anfangs nicht gestört zu sein, später nimmt es ab. Auch die Temperaturempfindung bleibt lange erhalten. Greift die Anästhesie auf den Arm über, so zeigt sie sich zunächst unter der Achsel, dann an der ulnaren Seite des Arms, zuletzt an der radialen. Mit einer gewissen Selbständigkeit tritt die Anästhesie der Finger auf und erstreckt sich manchmal auf alle Finger, manch- mal auf die ulnaren, manchmal auf die medianen oder auch an-