Ueber die Tabes : eine Abhandlung für praktische Aerzte / von P. J. Möbius.

  • Möbius, P. J. (Paul Julius), 1853-1907.
Date:
1897
Catalogue details

Licence: Public Domain Mark

Credit: Ueber die Tabes : eine Abhandlung für praktische Aerzte / von P. J. Möbius. Source: Wellcome Collection.

Provider: This material has been provided by King’s College London. The original may be consulted at King’s College London.

    94/146 (page 86)
    selbst Kranke hin, weil es üblich ist, weil es den Kranken nichts schadet und immerhin möglicherweise nutzt. Aber man kann auch hier des Guten zu viel thun. Manchem Patienten schaden die weite Reise und die mit ihi- verknüpften Anstrengungen und Unbequem- lichkeiten mehi- als der problematische Erfolg der Kur werth ist. Nicht wenige geben ihr mühsam erspartes Geld, für das sie ihrer Gesundheit zuhause reelle Vortheüe kaufen könnten, hin, weü man ihnen vorredet, sie müssten unter allen Umständen ein Bad besuchen. Eine beachtenswerthe Concurrenz machen den Bädern die Wasserheilanstalten. Auch wenn man an den Hokuspokus, der als wissenschaftliche Hydi-otherapie bezeichnet wird, nicht glaubt, kann man den Nutzen der empirisch bewährten Methoden der Wasser- behandlung anerkennen. Ereüich als Tabes-Behandlung ist die Hydrotherapie so wenig werth wie die anderen Methoden, aber als Behandlung der Tabes-Kranken hat sie doch mehr Bedeutung als vieles andere. Diese Ki-anken sind recht oft stubensiech, sie sind äusserst empfiudhch gegen Erkältungen. Für sie sind eine kräftige Anregung der Hauternährung und der Blutgefässe und eine ver- ständige Abhärtung von grossem Werthe. Freilich kann man das, was zu erreichen ist, auch zu Hause durch kühle Abreibungen, Halbbäder, Uebergiessungen u. s. w. erreichen, aber die An- stalt bietet zugleich die Vortheile einer Sommerfrische und die einer ärztlich geleiteten Heilstätte. Zu beachten ist nur in der Anstalt wie zu Hause, dass alle sehr starken Reize für die Tabes-Eä-anken nicht passen, dass daher nicht nui- hohe, sondern auch niedrige Temperaturen, kräftige Duschen, Uebergiessungen und Aehnliches zu vermeiden sind. Natürlich ist auch zwischen tabeskrank und tabeskrauk ein Unterschied; was dem einen bekommt, ist für den anderen schon zu viel, da doch unter den Tabes-Kranken je nach der ursprünglichen Constitution und je nach der Entwickelung der Krankheit sich Kräftige und Schwache, Schwer- und Leicht-Erreg- bare finden. Gerade bei der Wasserbehandlung heisst es, verständig individualisiren. Für die relativ „starken Tabes-Kranken passen auch kurze Seebäder ganz wohl. Den meisten aber ist nur der Aufenthalt an der See, ohne Bäder zu empfehlen. Die Elektrotherapie bei Tabes ist meiner Ueberzeugung nach reine Suggestiontherapie. Dass dieses „mächtige physikalische Heil- mittel auf den Tabes-Vorgang selbst einen Einfluss haben sollte, ist so schwer zu glauben, dass wirklich ein sacrificium intellectus nöthig wird. Während bei der Hydrotherapie imd manchen anderen