Die Lehre von den Knochenbrüchen / von Paul Bruns.

  • Bruns, Paul von, 1846-1916.
Date:
1886
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Credit: Die Lehre von den Knochenbrüchen / von Paul Bruns. Source: Wellcome Collection.

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    8. 203. Die Zusammensetzung der Schienenverbände ist im Allgemeinen folgende. Zuerst wird das gebrochene Glied in kunstgerechter Weise mit einer Rollbinde eingewickelt, welche unmittelbar auf die Haut zu Hegen kommt, theils um eine gleichmässige Compression der Weich - theile auszuüben, theils um die Haut gegen die unmittelbare Berührung- anderer Verbandstücke zu schützen. Die Einwicklung geschieht stets in centripetaler Richtung von dem peripheren Ende des Gliedes bis über die Bruchstelle nach aufwärts (während in früherer Zeit von der Bruchstelle aus nach auf- und abwärts eingewickelt wurde, um den Säftezufluss zur Bruchstelle zu beschränken). Zu solchen Schutz- oder Unterlagebinden eignen sich am besten die Flanellbinden, welche weich, schmiegsam und etwas elastisch sind und wegen ihrer rauhen Ober- fläche fester haften. Als billigerer Ersatz derselben lassen sich auch Binden aus ungestärkter Gaze (Mull, Calicot) oder aus alter, oft ge- waschener Leinewand verwenden. Die früher an Stelle der Rollbinden benutzten vielköpfigen (S cultet'schen) Binden, welche aus vielen kurzen Bindenstreifen bestehen, die sich dachziegelförmig deckend und vorne kreuzend angelegt wurden, sind heutzutage nicht mehr gebräuchlich und auch zu einer gleichmässigen Compression viel weniger geeignet. Auf die Bindeneinwicklung folgt die Anlegung einer oder meh- rerer Schienen, welche den wesentlichen Bestandtheil dieser Verbände ausmachen. Sie sind dazu bestimmt, dem Gliede an Stelle des ge- brochenen Knochens einstweilen einen äusseren Halt zu gewähren und die Bruchstelle sowohl als auch die benachbarten Gelenke zu irnmo- bilisiren. Ihre Länge soll daher in der Regel die des gebrochenen Knochens übertreffen. Bezüglich ihrer Form wählt man entweder ebene, brettförmige oder rinnen- und kapseiförmige Schienen, welche letztere theils von vornherein eine entsprechende Form besitzen, theils im Einzelfalle aus einem plastischen, erhärtenden Materiale nach dem Körpertheile geformt werden. Benützt man ebene oder nur wenig aus- gehöhlte schmale Schienen, so sind deren mindestens zwei zur Immo- bilisirung erforderlich, während von den eigentlichen Rinnen- oder Hohlschienen eine einzige ausreicht, die dann annähernd die Hälfte des Gliedes aufnimmt. Die Stellen, an welche die Schienen zu liegen kommen, werden wesentlich durch die Richtung bestimmt, in welcher die Fragmente Neigung haben auszuweichen. Ausserdem bedarf man noch eines geeigneten Materiales zum Auspolstern der Schienen, um namentlich die oberflächlich liegenden Knochenvorsprünge, wie z. B. am Ellbogen, vor dem nachtheiligen Drucke zu bewahren, dem sie durch eine fest anliegende Schiene oder schon allein durch das Liegen auf derselben ausgesetzt sind. Am meisten eignet sich hiezu die gewöhnliche Watte in Tafelform, welche weich schmiegsam, elastisch, dabei billig und überall zu beschaffen ist Sie wird entweder in Form von Bäuschen an den betreffenden stellen oder m der ganzen Länge der Schienen untergepolstert oder auch in Form von breiten Bindenstreifen um das Glied herumgeführt An ihrer btelle kommt zur Auspolsterung auch Jute, Werg sowie kleine bpreu-, Häcksel- oder Hirsekissen zur Verwendung Hie und da bedarf man auch solcher Kissen sowie fest zusammengefalteter Leinwandcompressen, die man früher in besonderen kunstvollen Formen