Die Lehre von den Knochenbrüchen / von Paul Bruns.

  • Bruns, Paul von, 1846-1916.
Date:
1886
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Credit: Die Lehre von den Knochenbrüchen / von Paul Bruns. Source: Wellcome Collection.

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    heftigen Jauchung kommt, welche mit einem Zerfall des Blutextra- vasates und des blutig infiltrirten Zellgewebes in der Umgebung der Bruchstelle einhergeht. Sehen wir nun hier von den gewöhnlichen Formen der jauchigen Phlegmone ganz ab, bei denen sich der Process auf eine kürzere Strecke begränzt und den Ausgang in Eiterung und Granulationsbildung nimmt, so haben wir nur die diffusen progre- dienten Phlegmonen zu erwähnen, welche Glied und Leben aufs Höchste bedrohen. Dieselben haben ihren Sitz nicht blos in dem subcutanen, sondern auch in dem tiefen subfascialen, intermuskulären und parostalen Zell- gewebe und gestalten sich um so schlimmer, in je tieferen Lagen und in je zahlreicheren Schichten des Bindegewebes sie sich verbreiten. Denn offenbar wird ihre grosse Tendenz zu diffuser Verbreitung durch ihren Sitz unter derben tiefliegenden Fascien begünstigt, insbesondere aber durch den Zerfall der über grosse Strecken ausgedehnten Blut- ergüsse, welche sammt den zerrissenen und zertrümmerten Geweben einen eminent günstigen Boden für die rasche Entwicklung und Propa- gation der Fäulnissorganismen darbieten. Zugleich sind aber auch die Bedingungen für die Resorption der Fäulnissprodukte um so günstiger, je rascher die Zersetzung fortschreitet, da die Gewebsinterstitien, Saft- lücken, Blut- und Lymphgefässe noch nicht durch zellige Infiltration oder Granulationsbildung zum Abschluss gekommen sind: der tödtliche Ausgang dieser septischen Phlegmone durch Septicämie ist desshalb die Regel. Sollen wir mit einigen Strichen das klinische Bild dieser Compli- kation zeichnen, so nehmen wir als Beispiel eine offene Fractur des Unterschenkels durch Ueberfahrung, welche etwa 24 Stunden nach der Verletzung in unsere Behandlung kommt. Der Verletzte fiebert bereits, der Unterschenkel ist geschwellt durch harte ödematöse In- filtration, die Haut geröthet, das in die Wunde ergossene Blut ver- breitet einen fauligen Gestank. Die Schwellung nimmt rasch zu, die Wunde zeigt einen schmutzigen Belag und secernirt eine übelriechende jauchige Flüssigkeit. Bei der Incision findet sich das Bindegewebe überall mit trüber Flüssigkeit infiltrirt und stellenweise Hohlräume, aus denen dünne Jauche mit abgestossenen Gewebsfetzen und zuweilen auch stinkendes Gas hervorquillt. Dabei besteht ein schweres typhus- artiges Fieber und bei unaufhaltsam fortschreitender Schwellung er- folgt der Tod unter dem Bilde des Lungenödems oder der Herz- schwäche. § 336 Die perniciösesten Formen der septischen Phlegmone zeichnen sich durch äusserst akuten Verlauf, rapides Fortschreiten und raschen Uebergang in Gangrän aus. Mit Rücksicht auf die ver- schiedenen hervorstechenden Erscheinungen, von denen bald die eine, bald die andere in den Vordergrund tritt, hat man diesen schwersten Formen der Wundinfektion verschiedene Namen beigelegt, wie namentlich akut-purulentes Oedem oder akut-brandiges Oedem (Pirogoff), diphthe- rische Phlegmone (Billroth), Panphlegmone gangraenosa (lischer , Erysipele bronze (Velpeau), Gangrene foudroyante (Maisonneuve , Gangrene gazeuse (Molliere), Emphyseme gangreneux (Chassaignac), Septicemie gangreneuse aigue, Septicemie gazeuse foudroyante etc.