Der Selbstmord : eine kritische Studie / von Eugen Rehfisch.

Rehfisch, Eugen, 1862-

Date:: 1893

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Credit: Der Selbstmord : eine kritische Studie / von Eugen Rehfisch. Source: Wellcome Collection.

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Morselli in dem Selbstmorde ein Mittel der Natur erblickt, nur geistig und körperlich bevorzugte Individuen am Leben zu erhalten, ihre Art fort- zupflanzen, die defecten aber aus dem Leben zu schaffen, so will mir das nur als ein Teil der An- sicht Esquirols scheinen, dass alle Selbstmörder geisteskrank sind. Sie sind dann die Schwächeren im Kampfe um’s Dasein, ergo müssen sie den Stärkeren weichen. Aber auch die Zunahme der Civilisation an und für sich und der Irreligiosität bilden nicht, wie Mazaryk und A. v. Oettingen anzunehmen geneigt sind, diejenigen Factoren, die den Selbstmord provociren. Denn was zunächst die letztere anbetrifft, so gab es ja Selbstmorde zur Genüge, ohne dass von einer Religion in unserem Sinne die Rede war. Wenn auch die Griechen und Römer ihre Götterverehrung hatten, so waren sie nichts weniger als religiös in unserem Sinne, d. h. gottergeben. Im Gegenteil. Wenn sie auch die Allmacht ihrer Götter anerkannten, so trotzten sie oft genug ihrem Schicksal. Für die Alten war die Religion mehr Gegenstand der Phantasie; ihr Cultus war mehr Schaustück. Durch Opfer und Geschenke suchten sie die Götter für ihre Entschlüsse zu gewinnen. Etwas anders steht es allerdings mit der Sittlichkeit. Da sehen wir in der That, dass zur Zeit, wo die guten Sitten schwanden, der Selbst- mord überhand nahm. Das römische Yolk unter den Königen war ein anderes als unter den Kaisern.