Grundriss der Physiologie des Menschen / von Karl Vierordt.

  • Vierordt, Karl von, 1818-1884.
Date:
1862
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Credit: Grundriss der Physiologie des Menschen / von Karl Vierordt. Source: Wellcome Collection.

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    Zur Bestimmung eines Harnbestandtheiles braucht man ein i^assendes Reagens in einer Lösung von bestimmtem Gebalt; der Bequemlichkeit halber soll 1 Cub. Cent. Met. Reagenslösung genau 10 Milligramme des fraglichen Harnbestandtheils ausfällen. Solche Lösungen heissen titrirte. Hat man nun zu dem, in einem Glas befindlichen abgemessenen Harnvolum (z. B. 10 Cub. Cent. Met.) aus einer mit dem Reagensfluidum gefüllten Glasröhre nach und nach soviel Reagens hin- zugefügt, bis das Ende der Reaktion genau erreicht ist, so ergiebt sich die, in dem verwendeten Harnvolum enthaltene Menge des fraglichen Harnbestandtheiles einfach durch Ablesung der verbrauchten Volume der Reagensflüssigkeit an der graduirten Glasröhre. Die üblichsten Titrirmethoden können hier nur angedeutet werden, mit Umgehung selbst der nothwendigsten Neben- bedingungen und Cautelen. Chlornatrium. Setzt man zum Harn eine Lösung von salpetersaurem Quecksiberoxyd, so entsteht ein weisser Niederschlag von Harnstoffquecksilber- oxyd. Dieser verschwindet aber sogleich, zufolge der Anwesenheit von Kochsalz, d. h. es entsteht salpetersaures Natron und Quecksilberchlorid. Endlich ist so- viel Titrirflüssigkeit zugesetzt, dass alles Kochsalz verwandelt ist in Quecksilber- chlorid ; ein weiterer Tropfen Titrirflüssigkeit bewirkt nunmehr eine bleibende Trübung von Harnstoffquecksilberoxyd. Auf diesen Punkt der bleibenden Trübung kommt es an. Harnstoff. Titrirfluidum: wiederum eine salpetersaure Quecksilberoxyd- lösung. Es entsteht (nach Ausfällung des Kochsalzes) der erwähnte weisse Niederschlag. Setzt man von Zeit zu Zeit zu einem, auf eine Glasplatte ge- brachten Tropfen des mit Titrirfluidum vermischten Harnes einen Tropfen kohlen- saure Natronlösung, so bleibt der Tropfen so lange weiss, als noch nicht aller Harnstoff ausgefällt ist. Ist aber letzterer Punkt erreicht, resp. ein wenig über- schritten, d. h. befindet sich etwas salpetersaures Quecksilber im Harn, so wird ein Tropfen des letzteren durch den Natronzusatz gelb, indem sich Quecksilber- oxydhydrat ausscheidet. Auf diesen Punkt der beginnenden gelben Färbung kommt es an. Phosphorsäure. Setzt man Eisenchloridlösung zum Harn, so entsteht ein gelber Niederschlag von phosphorsaurem Eisenoxyd. Endlich kommt ein Punkt, wo alle Phosphorsäure verbunden ist mit dem Eisen; wird dann derselbe etwas überschritten, so wird die Anwesenheit des zuviel zugesetzten Eisens in einer filtrirten Probe der Mischung angezeigt durch Ferrocyankalium. Es entsteht eine blaue Färbung. Besser ist nach L e c o n t e und Neubauer zur Phosphorsäurebestimmung eine titrirte Lösung von essigsaurem Uranoxyd. Dasselbe fällt phosphorsaures Uranoxyd nieder und der geringste Ueberschuss zugesetzter Titrirflüssigkeit wird durch Ferrocyankalium angezeigt; es entsteht eine röthliche Färbung. Schwefelsäure. Man setzt zum Harn so lang Chlorbaryumlösung, als ein Niederschlag von schwefelsaurem Baryt entsteht. 13*