Ueber neue Tuberkulinpräparate / von R. Koch.

Koch, Robert, 1843-1910.

Date:: 1897

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Licence: Public Domain Mark

Credit: Ueber neue Tuberkulinpräparate / von R. Koch. Source: Wellcome Collection.

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festgestellt hatte, dass sie in Vio Normalnatronlauge schon nach 12—15 Stunden abgestorben sind. Das Präparat wurde, weil es ein alkalisches Extract war, der Kürze wegen als TA bezeichnet. Mit diesem TA angestellte Versuche ergaben nun, dass das¬ selbe in sehr kleinen Dosen ganz ähnliche Reactionen be¬ wirkte, wie das Tuberkulin, nur waren die Reactionen von etwas längerer Dauer; auch blieb die Reactionsfähigkeit länger erhalten. Die Hauptsache aber war, dass die damit erzielten Er¬ folge sich als beständiger erwiesen, als die mit Tuberkulin er¬ haltenen. Es kam weniger oft und später zu Recidiven. Es stellte sich jedoch bei diesem Präparat ein Uebelstand ein, der mich schliesslich dazu zwang, es wieder aufzugeben. Bei einer gewissen, allerdings ziemlich hohen Dosis bildeten sich an den Injections- stellen Abscesse, die vollkommen steril waren und nur durch den Gehalt des Präparats an todten Tuberkelbacillen bedingt sein konnten. Die Flüssigkeit wurde deswegen in der Folge durch Thonzellen filtrirt und so die Tuberkelbacillen vollständig daraus entfernt. Auf der Oberfläche der Thonzelle blieben aber bei der Filtration nicht nur die Bacillen, sondern auch eine gewisse Menge colloider Substanz zurück, und es stellte sich sehr bald heraus, dass das filtrirte Präparat nun keine Abscesse mehr machte, aber in seiner Wirkung dem gewöhnlichen Tuberkulin auch nicht mehr überlegen war. Da das Präparat ausserdem sich nicht lange hielt und immer frisch hergestellt werden musste, so habe ich das ausserordentlich haltbare Glycerinextracttuberkulin ihm schliesslich vorgezogen. Dass bei einer gewissen Dosis des TA regelmässig Abscesse ein¬ traten, halte ich für ein sehr wichtiges Factum. Dasselbe lehrt uns nämlich, dass eine Angewöhnung, eine Immunisirung gegen die in ihrer Form erhaltenen Tuberkelbacillen bei subcutaner Application nicht zu erwarten ist. Von dem Präparat wurden anfangs die kleinsten Dosen, welche nur vereinzelte Tuberkelbacillen enthalten konnten und noch ganz gut resorbirt wurden, injicirt. Dann wurde ganz allmählich gestiegen, bis man nach 20—30 Injectionen an die abscessmachenden grösseren Dosen kam. Wenn eine An¬ gewöhnung an grössere Mengen von Tuberkelbacillen möglich wäre, dann hätte sie hier eintreten müssen: aber dies geschah nicht; offenbar weil das subcutane Gewebe imstande ist, eine geringe Zahl von todten Tuberkelbacillen noch ganz gut zu bewältigen, aber über eine gewisse Menge derselben hinaus dazu absolut un¬ fähig ist. Wollte man auf diesem Wege dem Körper eine grössere Menge von Tuberkelbacillen einverleiben, dann müsste man eine Menge von Injectionen auf entsprechend viele Hautstellen vertheilen, was sich aus praktischen Gründen von selbst verbietet. Diese mit dem TA gemachten Erfahrungen brachten mich auf die Idee, die Tuberkelbacillen, wenn sie in unzerstörtem Zustande unter keinen Umständen resorbirt werden, womöglich mechanisch soweit zu zertrümmern, dass sie für die resorbirenden