Das Tuberculin TR. : seine Wirkung und seine Stellung in der Therapie der inneren und äusseren Tuberculose / von W. Bussenius und H. Cossmann.

  • Bussenius, Walter Wilhelm Ludwig.
Date:
1898
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Credit: Das Tuberculin TR. : seine Wirkung und seine Stellung in der Therapie der inneren und äusseren Tuberculose / von W. Bussenius und H. Cossmann. Source: Wellcome Collection.

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    Unter (len allgemeinen Reactionserscheinungen ist die am meisten in die Angen springende und wiclitigste die Erhebung der Körpertempe- ratur über die Norm. Dieselbe darf nach Kocli’s Angaben nicht mehr wie 0,5*’ betragen. Die grösste Differenz, die von uns beobaclitet wurde, betrug 3,80; es liandelt sich jedoch liier um eine Injection mit TR vom 11. 6. 97, das nach unserer Erfahrung und nach Mittlieilungen aus anderen Kliniken bei sämmtlichen Patienten erhebliche Reactionen her- vorrief. Das Tuberculin von genanntem Herstellungsdatum haben wir eingehend untersucht. Es zeichnete sich keineswegs durch erheblichen Reichthum an Mikroorganismen oder durch Bildung von Flocken oder Schollen besonders aus; das Tuberculin vom 4. 6. 97 war entschieden be- deutend unreiner. Dafür spricht auch das Verhalten der Injectionsstelle, die durch Tuberculin vom 1. 6. 97 erheblich mehr irritirt wurde, als durch das vom 11. 6. 97. Es drängt sieh uns namentlich, wenn wir die Wirkung dieses TR-Tuberculin auf den entfernt liegenden Lupusherd in’s Auge fassen, unwillkürlich die Erinnerung an die Reactionen nach altem Koch’schem Tuberculin auf. Wir wissen ja, dass das TO, jenes Präparat, welches nach dem ersten Centrifugiren der in destillirtem AVasser aufgenommenen, zerquetschten Tuberkelbacillentrockensubstanz sich als weisslich opalescirende, klare, durchsichtige Schicht oben an- sammelt, ähnlich wirkt, wie das alte Koch’sche Tuberculin. Wir können uns also des Gedankens nicht erwehren, dass gerade das TR-Tuberculin vom 11. 6. 97, das sicher keine Streptokokken enthielt, verunreinigt war mit TO, vielleicht infolge ungenügender Trennung. Es würde diese Hypothese — leider muss es eine Hypothese bleiben, da eine Einsicht in den maschinellen Herstellungsbetrieb der Höchster Fabrik uns verschlossen worden ist — am einfachsten diese plötzliche Steigerung der Reactionswirkung erklären, da doch nicht anzunehmen ist, dass die Höchster Farbwerke mit verschieden virulenten Tuberkel- bacillenculturen arbeiten, und man dann den wechselnden Toxingehalt in den Bereich der Erwägung ziehen könnte. Sehen wir von dem TR vom 11. 6. 97 ab, so bleibt die höchste Temperatursteigerung in der Reaction 2,7 Temperatursteigerungen traten im Allgemeinen ohne heftigere Be- schwerden der Kranken allmählich steigend ein, und zwar konnte der An- stieg der Curve meist ganz allmählich verfolgt werden. Am Abend hatte die Temperatur gewöhnlich ihren Höhepunkt erreicht, um dann in der Nacht wieder auf, in einzelnen Fällen unter die Norm zu sinken. Man kann die Dauer der Reaction in der Regel auf etwa 8—10 Stunden an- nehmen, mit einem Eintiitt derselben ungefähr 6 Stunden post injec- tionem, doch traten Ausnahmefälle von dieser Regel nicht allzu selten