Handbuch der Nervenlehre des Menschen / von J. Henle.

Henle, Jacob, 1809-1885.

Date:: 1879

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Credit: Handbuch der Nervenlehre des Menschen / von J. Henle. Source: Wellcome Collection.

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Frage, ob der Grund dieser Verschiedenheit der physiologischen Function in der eigenen Substanz der Nerven oder in der Art und dem Orte ihrer Verbindung mit den Centraiorganen beruhe, kann vorerst unentschieden bleiben; genug, dass wir uns der physiologischen Reaction als eines Merk- mals bedienen müssen, um Arten von Nerven zu unterscheiden, die sich in chemischer Beziehung identisch verhalten und auch für das Auge höchstens in einem unwesentlichen Punkte von einander abweichen. Audi diese unwesentliche Differenz der Fasern der motorischen und sensiheln Nervenwurzeln, welche in dem Kaliber derselben besteht, wurde von J. Müller und Ehrenberg (Müller's Archiv 1834, S.36), Valentin (Ueber den Verlauf und die Enden der Nerven. Bonn 1836, S. 50) und Lersch (De retinae structura microscopica Berol. 1836, pag. 7) nicht anerkannt. Emmert dagegen (Ueber die Endigungsweise der Nerven in den Muskeln, Bern 1836, S. 9) schrieb den vorderen Wurzeln dickere Primitivfasern zu, und ich (Allg. Anat. 1841, S. 669) u. Rosen- thal (De numero atque mensura microscopica fibrülarum elementariuni. Wratisl. 1845) stimmten ihm bei. Ich fand, trotz der grossen Schwankungen des Durch- messers der Primitivfasern, den Unterschied darin ausgesprochen, dass die Mehr- zahl der Easern in den hinteren Wurzeln feiner ist als in den vorderen, ferner, dass die dicksten Fasern der vorderen Wurzeln stärker sind als die dicksten - der hinteren Wurzeln, und endlich dass die Zahl der feinsten Easern in den hinteren Wur- zeln viel grösser ist als in den vorderen. Nach Bosenthal steht sich das Ver- hältniss des Durchmessers der hinteren Wurzeln zu den vorderen im Mittel wie 4:6. In rein motorischen Nerven sah derselbe nur stärkere Fasern, in gemischten um so mehr feine Fasern, je mehr deren sensible Function vorherrscht. Nach Stannius (Das peripher. Nervensystem der Fische. Bostok 1849, S. 114) über- wiegen bei den Fischen in den hinteren Wurzeln die feinen Fasern, in den vorderen kommen die breiten Fasern ausschliesslich oder doch nur mit wenigen feinen untermischt vor. Neuerdings wurden diese Untersuchungen von Eeissner (Arch. für Anat. 1861, S. 721; 1862, S. 125), Luchtmans (Anteekeningen van het verhandelde op de Sectievergaderingen van het provinc. Utrechtsche genootschap 1864, p. 6; 1866, p. 69) und Boudanowsky (De la structure des racines des nerfs spinaux. Paris 1876) wieder aufgenommen. Die Erstgenannten fanden, je nach den Begionen des Bückenmarks, das Verhältniss der feinen und starken Fasern in den Wurzeln der Spinalnerven verschieden. In der Beihe der Cervical- und Lumbarnerven enthalten beiderlei Wurzeln feine und starke Fasern; aber in den hinteren Wurzeln liegen die feinen Fasern bündelweise, in den vorderen vereinzelt; in den Dorsalnerven enthalten auch die vorderen Wurzeln die feinen Fasern in Bündeln und eben so zahlreich, wenn nicht zahlreicher, als die hinteren. Nach Boudanowsky kämen in den vorderen Wurzeln starke Fasern von zweierlei Kaliber, in den hinteren neben zweierlei starken, zweierlei feine Kaliber vor, die letzteren in der Mehr- zahl und sowohl zwischen den starken Fasern zerstreut (Fasciculi keterotubulares), als auch in Bündel (F. homotubulares) vereinigt. Unter den in den hinteren Wurzeln verlaufenden stärkeren Fasern zeichnen sich einzelne durch besonders feine, min- der leicht mit Farbstoff zu imprägnirende Axencylinder aus, eine Art Fasern, die auch in sympathischen Nerven vorkommen soll. Im N. oculomotorius, Bam. lingualis N. hypoglossi und in den motorischen Wurzeln der Cauda equina ver- misste Luchtmans die Bündel feiner Fasern; Beissner beobachtete in den drei Bewegungsnerven der Augenmuskeln, den Nn. oculomotorius , trochlearis und abducens, zwar ein Uebergewicht der starken Fasern, aber feinere und feinste fehlten nicht; sie fanden sich im N. oculomotorius in nicht geringer Zahl, meist in Gruppen in der Peripherie des Nerven, im N. trochlearis meist vereinzelt oder zu zweien, selten in Gruppen von 6 bis 10 Fasern; im N. abducens waren sie häufig, aber zerstreut.