Experimentelle Untersuchungen ueber die Regeneration der quergestreiften Muskeln / von Paul Kraske.

  • Kraske, Paul, 1851-1930.
Date:
1878
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Credit: Experimentelle Untersuchungen ueber die Regeneration der quergestreiften Muskeln / von Paul Kraske. Source: Wellcome Collection.

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    Muskelfaserschollen haben sie ihren Weg genommen. Im Muskelgewebe selbst nimmt ihre Zahl mit der Entfernung von der Schorfgrenze ab nnd in einer Distanz von 4 — 5 Faserbreiten sieht man nur noch ganz vereinzelte liegen. Die Auswanderung der weissen Blutkörperchen scheint mit Ab- lauf des ersten Tages ihr Maximum erreicht zu haben. Sie bleibt im Ganzen innerhalb recht geringer Grenzen. In keinem meiner Versuche sah ich sie sehr stark werden, und jedenfalls tritt sie verschwindend in den Hintergrnnd gegenüber den Veränderungen, die sich alsbald an den Mus- kelelementen selbst geltend machen. Schon nach 24 Stunden nämlich fällt eine Wucherung der Muskelkerne in die Augen. Man sieht, wie die Kerne langgestreckter werden, wie in ihnen 2 — 3 deutlich sich markirende Kernkörperchen auftreten, wie dieselben auseinander rücken, wie zwischen ihnen eine Einschnürung des Kernes stattfindet, wie schliesslich 2, 3 und mehr Kerne in einer Reihe neben einander liegen. Die äussersten von ihnen pflegen dann an ihren freien Enden konisch zugespitzt zu sein, während sie gegen ihre Nachbarn abgeplattet sind. Gewöhnlich tritt diese Wucherung nicht in den dem Aetzschorf zunächst liegenden, anscheinend intacten Fasern auf. Vielmehr scheinen diese zu einer reactiven Thätigkeit unfähig zu sein. Untersucht man Schnitte aus solchen Muskeln mehrere Tage nach der Aetzung, so findet man in der nnmittelbaren Nachbarschaft des Schorfes 2—3 Lagen Fasern, welche eine eigenthümlich helle, durchscheinende Beschaflenheit haben und sich an tingirten Praeparaten durch ihren fast absoluten Mangel an jeder Färbung augenfällig machen. Ihre Querstreifung ist sehr prägnant, die einzelnen Querstreifen sind etwas auseinander gerückt, und an manchen Stellen wellig oder auch winklig gebrochen. In ihren Contouren sind diese Fasern ziemlich intact, nur hie und da zeigt sich zuweilen eine un- regelmässige, klaffende Spalte, in denen man auch wohl einzelne kleine, runde Zellen liegen sieht Das Anffallendste an diesen Fasern ist das vollständige Fehlen der Kerne. Nicht nur an den Schnittpraeparaten habe ich jede Spur von ihnen vermisst, sondern auch an den isolirten frischen Fasern konnte ich durch keinerlei Reagentien einen Kern sichtbar machen. Ich glaube von diesen Fasern annehmen zu müssen, dass sie, obwohl in ihrer Form nicht direct zerstört, doch durch das Aezmittel so alterirt wurden, dass sie noch nachträglich dem Tode anheim fielen. Das Ver- schwinden der Kerne ist eine secundäre Erscheinung und erklärt sich auf dieselbe Weise, wie bei den Muskeln, die vorübergehend aus der Circulation ausgeschaltet waren. Q Die Wucherung der Muskelkerne schreitet nun immer weiter fort. Nicht allein werden die semmelzeilenförmigen Reihen länger, so dass man nach 3 — 4 Tagen nicht selten Ketten trifft, die aus 10 und noch mehr, mit ihrer Längsrichtung der Längsachse der Faser parallel gelagerten Kernen bestehen, sondern es erfolgt auch eine Vermehrung in unregelmässigerer Weise. In ungeord- neten, grösseren nnd kleineren Haufen und Gruppen sieht man die Kerne dann beisammen liegen, gross und bläschenförmig mit scharfem Contour, meist mehrere verschieden grosse, deutliche Kern- körperchen zeigend, in ihren Formen meist oval oder rund, aber anch, wo sie dichter gedrängt liegen, in der mannigfachsten Weise polygonal. Allmälig rücken die Kerne mehr auseinander und ') cf. Heidelberg 1. c. Vgl. auch die Note auf Seite 550 der kürzlich erschienenen Arbeit Senftlebens: Beiträge zur Lehre von der Entzündung und den dabei auftretenden corpusculären Elementen. Virch. Arch. LXXII