Ueber chirurgische Plastik bei Geschwüren.

  • Neglein, Hugo.
Date:
1885
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Credit: Ueber chirurgische Plastik bei Geschwüren. Source: Wellcome Collection.

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    Blutgefässe der Granulationen mit den durchschnittenen Ge- fässen des Läppchens; es beginnt dann bald darauf die Epi- dermisirung der granulirenden Fläche vom Rande des über- pflanzten Läppchens aus. Doch sah man bald, dass blos kleinere Geschwürsflächen sich dieser Behandlungsweise zugänglich zeig- ten, während der Erfolg bei grösseren ausserordentlich un- sicher war. Und so war es der Plastik, wie sie schon von Alters her geübt wurde, dem Ersatz mit Lappenbildung vor- behalten, würdig in die Reihe der übrigen chirurgischen Radical- operationen einzutreten, von denen sie übrigens schon anfängt sich abzusondern und einen eigenen Zweig der Chirurgie zu bilden. Die chirurgische Plastik d. i. die Kunst, verlorene Theile des Körpers durch Haut zu ersetzen, welche man von anderen Theilen entlehnt und verpflanzt, ist unstreitig der Glanzpunkt der Chirurgie zu nennen. Sie ist eine schaffende Kunst, wäh- rend die anderen blutigen Operationen nur trennen, zerstören und wegnehmen. Wenn wir auch schnell und mit allen Regeln der Kunst ein Glied amputiren, um ein Leben zu retten, das auch dann nicht einmal sicher zu verbürgen ist, der Operirte ist und bleibt ein armer Krüppel, halb nur Mensch, unfähig viel- leicht zu seinem Broderwerb, stets ein stummer Ankläger der unzulänglichen Kunst der Aerzte. Der Steinschnitt, diese heroi- sche Operation, was ist der endliche Erfolg ? Auf einige Zeit zwar kann er den Kranken von seinen Qualen erlösen, die Wieder- erzeugung eines noch grösseren Steines aber kann er nicht verhindern und die alten Schmerzen und Gefahren sind wieder da. Betrachten wir dem gegenüber die chirursische Plastik mit ihren wunderbaren Polgen. Das zerfressene, alles Menschlichen baare Antlitz, ihm seibot zur grössten Qual, seinen Mitmenschen zum Abscheu, verwandelt sie wieder in eine menschliche Phy- siognomie und gibt den Geflohenen der menschlichen Gesell- schaft zurück; ein Auge, welches seiner natürlichen Decke beraubt, trocken und entzündet, mit krampfhaften Zucken dem Licht sich stets entziehen will und den Schlaf sucht, der es flieht, bedeckt es wieder mit schützenden Augenlidern und bringt ihm die langersehnte Ruhe wieder. Und erst des grössten