Volume 1

Klinische Vorträge über specielle Pathologie und Therapie der Krankheiten des weiblichen Geschlechtes ... / von Franz A. Kiwisch Ritter von Rotterau.

  • Kiwisch, Franz A. (Franz Alexander), Ritter von Rotterau, 1814-1851.
Date:
1845-1855
Catalogue details

Licence: Public Domain Mark

Credit: Klinische Vorträge über specielle Pathologie und Therapie der Krankheiten des weiblichen Geschlechtes ... / von Franz A. Kiwisch Ritter von Rotterau. Source: Wellcome Collection.

Provider: This material has been provided by Royal College of Physicians, London. The original may be consulted at Royal College of Physicians, London.

    719/779
    exquisiten Form eine viel seltenere Erscheinung' als die Schen- kelvenenaffection, und aus diesem Grunde auch weniger gekannt. Das acute Oedem tritt wohl nie vor dem dritten Tage nach der Entbindung ein, kann aber so wie die secundäre Fhlebitis erst nach mehreren Wochen erscheinen. Sein Auftreten ist manchmal sehr acut, so dass man über eine Nacht die kranke Extremität zweimal so umfangreich findet, als die gesunde. Die Anschwellung ist in diesen Fällen derb, den Fingereindruck wenig aufnehmend; die gespannte Haut weiss, glänzend oder stellenweise auch slriemenartig, nach dem Verlauf der conseculiv ergriffenen Lymphgefässe geröthet. In einzelnen Fällen begrenzt sich die Geschwulst am Kniegelenke, in anderen Fällen jedoch erstreckt sie sich über die ganze untere Extremität, sowie sie sich in einzelnen Fällen auf beiden Extremitäten meist in un- gleicher Intensität, ja manchmal auf einer ganzen Körperhälfte, und in seltenen Fällen auf den oberen Extremitäten ent- wickeln kann. Nicht immer ist die Bildung des Oedems so acut, und es zeigt bei dessen allmäliger Entwickelung auch die Prallheit, Schmerzhaftigkeit und stellenweise Röthung der Geschwulst einen geringem Grad der Intensität. Das diese Atfeclion begleitende Fieber ist wegen der Sel- tenheit des selbstständigen Vorkommens des Oedems meist durch die Reactionserscheinungen der gleichzeitig bestehenden Puer- peralfieberform gedeckt und nur durch diese erhält das Ge- sammtleiden erst seine Bedeutung, ohne welche dasselbe keinen gefahrdrohenden Charakter darbieten würde. Die acule Form ist meist eine sehr qualvolle und ge- wöhnlich auch langwierige Krankheit, welche zu hartnäckigen Nachkrankheiten führen kann, und zwar: zur chronischen Zell- gewebsverhärtung, zur Geschwürsbildung mit eiweissartiger, seröser oder auch eitriger Secretion, zur anhaltenden Unbeweg- lichkeit der Gelenke und zur Gefühllosigkeit der ergritTenen Extremität. Ist der Krankheitsausbruch weniger heftig, die Ex- sudation dünnflüssig, so tritt die Anschwellung dagegen meist Kiwisch’s Vorträge I, 45