Die angeborene Luxation des Hüftgelenkes / von Max Schede.

  • Schede, Max, 1844-1902.
Date:
1900
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Credit: Die angeborene Luxation des Hüftgelenkes / von Max Schede. Source: Wellcome Collection.

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    Die erste anatomische Untersuchung einer angeborenen Hüftluxation, von der wir wissen, geschah 1785 durch Paletta an der Leiche eines 14tägigen Kindes. Seitdem ist selbstver- ständlich durch zahlreiche Untersuchungen und eine Reihe von Veröffentlichungen die pathologische Anatomie in ihren wesentlichen Zügen festgestellt worden. In den letzten Jahren trugen dann die namentlich von Hoffa und Lorenz so zahlreich ausgeführten blutigen Repositionen ein Wesentliches dazu hei, unsere Kenntnis in dieser Hinsicht zu erweitern. Manches andere ver- danken wir endlich der klinischen Beobachtung. Trotzdem kann man nicht sagen, dass unsere Kenntnisse dadurch schon lückenlos geworden waren. Die Sektionen waren viel zu wenig zahl- reich und die sonstigen Untersuchungsergehnisse ihrer Natur nach teils zu wenig zweifellos fixier- bar, teils zu ungenau. Und seit in den letzten Jahren die Aufgabe, auf diesem so lange arg vernachlässigten Gebiete therapeutisch etwas Ernsteres als bisher zu leisten, von einer Reihe von Chirurgen lebhaft in Angriff genommen wurde, machte sich die Schwierigkeit, auf eine An- zahl von Detailfragen an der Hand sicherer anatomischer Vorstellungen schon bei der klinischen Untersuchung eine präcise Antwort zu bekommen, in hemmendster Weise geltend. Da gab uns die Röntgenuntersuchung auf einmal fast alles, was wir brauchten. Grösse und Form der knöchernen Pfanne, des Schenkelkopfes und des Halses, die Grösse des Winkels zwischen Schenkelschaft und Hals, der Grad der Verbiegung des letzteren bezw. der Torsion des ganzen oberen Schenkelteiles nach aussen, alles das, was vordem nur mit grösserer oder geringerer Wahrscheinlichkeit gemutmafst werden konnte und in ziemlich weiten Grenzen der subjektiven Deutung unterlag, war nun auf einmal sichtbar geworden. Und nicht nur das, das Ergebnis der Unter- suchung konnte auch fixiert und mit aller photographischen Treue anderen mitgeteilt werden. Und über unsere therapeutischen Erfolge ist die Röntgenphotographie wenigstens insofern zum untrüg- lichen Richter geworden, als sie mit Sicherheit zeigt, ob der Gelenkkopf an den Pfannenort gebracht ist und ob er bei Belastung seine Beziehungen zum Becken ändert oder nicht. Dass die Röntgen- photographie, wenn wir ihre Fingerzeige richtig verstehen, auch in hervorragender Weise ge- eignet ist, unsere therapeutischen Mafsnahmen in die richtigen Wege zu leiten, ist fast selbst- verständlich und wird noch des Näheren zu besprechen sein. Doch die Röntgenstrahlen zeigen uns zwar vieles, aber nicht alles. Wir sehen wohl den Knochenkern des Gelenkkopfes, aber nicht die bei jüngeren Kindern so sehr viel wesent- lichere Umhüllung' desselben — wohl den knöchernen Pfannenrand, aber weder den Limbus cartilagineus, das Ligamentum teres, noch die knorpelige- oder bindegewebige Auskleidung der Pfanne, die ihre Höhlung zuweilen fast vollständig ausfüllt,, und ebensowenig werden wir über die Kapselverhältnisse aufgeklärt,-- Und da das Actinogramm keine Tiefendimensionen er- kennen lässt, keine stereoskopischen Bilder giebt, unterliegt* es'allerlei falschen Deutungen, welche nur durch den Vergleich von Aufnahmen vermieden werden können, die in verschiedenen Ebenen gemacht worden sind. So zeigt das gewöhnliche, in Rückenlage oder Bauchlage des Patienten aufgenommene Beckenbild wohl die H-öhe- des Trochanterstandes am Becken, nicht aber seine Entfernung von der Oberfläche, und um, von der Gestalt’1 des Halses und Kopfes einen klaren Begriff zu bekommen, wird man Photogramme in verschiedenen R.otationsstellungen des Beines aufnehmen müssen. Mit diesen fast selbstverständlichen Einschränkungen hat aber die Vervollständigung der Untersuchung und die stete Kontrolle unserer Diagnosen und therapeutischen Erfolge durch das Actinogramm zur Klärung unserer Anschauungen nach allen Richtungen mächtig beigetragen. Schede, Die angeborene Luxation des Hüftgelenks. ]