Die chirurgische Anatomie in ihrer Beziehung zur chirurgischen Diagnostik, Pathologie und Therapie : ein Handbuch für Studirende und Ärzte ; Heft I. Die obere Extremität / von Max Schüller.

  • Schüller, Max, 1843-1907.
Date:
1885
Catalogue details

Licence: Public Domain Mark

Credit: Die chirurgische Anatomie in ihrer Beziehung zur chirurgischen Diagnostik, Pathologie und Therapie : ein Handbuch für Studirende und Ärzte ; Heft I. Die obere Extremität / von Max Schüller. Source: Wellcome Collection.

Provider: This material has been provided by the Augustus C. Long Health Sciences Library at Columbia University and Columbia University Libraries/Information Services, through the Medical Heritage Library. The original may be consulted at the the Augustus C. Long Health Sciences Library at Columbia University and Columbia University.

    28/390 (page 10)
    I. Schulter. Allgemeines. Oberflächen. § 11. Die Schulter hat das Schlüsselbein, das Schulterblatt und das obere Gelenkende des Humerus zur knöchernen Grundlage. Indem sich das Schlüsselbein mit dem Acromion des Schulterblattes in einem Winkel verbindet und unter diesem sich der Oberarmkopf mit der Gelenkpfanne des Schulterblattes vereinigt, bilden diese Skelettheile mit den überlagern- den Muskelmassen die mächtige, rundliche, den Brustkorb seitlich mehr weniger überragende Vorwölbung der Schulter, welche den Uebergang des Oberarmes zum Rumpfe vermittelt. Die Schulter stellt den Rumpfabschnitt der oberen Extremität dar. Ihr Skelet steht nur durch das frei bewegliche Sterno-Claviculargelenk mit dem Skelet des Rumpfes in Verbindung, ist dagegen durch mächtige Muskeln am Rumpfe und am Halse festgeheftet. Diese Muskeln gewähren bei grosser Festigkeit der Verbindung der Extre- mität mit dem Rumpfe eine grosse Beweglichkeit und bestimmen durch ihre auch bei stärkerer Fettentwicklung in der Hautoberfläche hervortreten- den Reliefs im Vereine mit den unterliegenden Skelettheilen die charak- teristische Form der Schulter. Doch hängt diese auch von der Haltung, von der Stellung der Schulter zum Brustkorbe ab. Je nach der breiteren oder schmäleren Form des Thorax, je nach der Entwicklung der Schulter- muskeln, je nach der Haltung, wie auch je nach Alter und Geschlecht ist die Stellung und Lage der Knochen des Schultergürtels zum Rumpfe eine Verschiedene, der vom Schlüsselbein und Schulterblatt gebildete „Schulter- winkel mehr gehoben oder mehr gesenkt, mehr nach vorn oder mehr nach rückwärts geschoben. Dementsprechend ändert sich die Richtung und Lage der Clavicula wie der Scapula und weicht somit die ungezwungene Haltung der Schulter mehr weniger von der oben (§ 8) bei gut entwickelten Er- wachsenen angegebenen Norm ab. Dadurch wird aber auch stets die äussere Form der Schulter mehr weniger beeinflusst. — Von grösserem Einflüsse sind jedoch Muskellähmungen, dann besonders Verletzungen und pathologische Veränderungen des Schultergcrüstes und Brustkorbes auf Form und Stellung resp. Haltung der Schulter, manche in so typischer Weise, dass die veränderte Form und Stellung allein sofort auf die Diagnose führt. Unter gewöhnlichen Verhältnissen erseheint übrigens die rechte Schulter bei ungezwungener Haltung etwas mehr gesenkt, als die linke. Das rechte Schulterblatt steht ein wenig tiefer, zugleich etwas (um 0,5 bis 1 Cm.) weiter ab von <\v,r Mittellinie der Wirbelsäule und ragt zugleich seillich ein wenig mehr hervor, wie links; was theils durch die durch- schnittlich grössere Breite der rechten Brusthälfte, theils durch die oben angegebene durchschnittlich grössere Längenentwicklung der rechten Cla- vicula beding! sein mag.