Phytopathologie. Die krankheiten der culturgewächse. Für land- und forstwirthe, gärtner und botaniker / bearbeitet von Ernst Hallier.

Date:
1868
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Credit: Phytopathologie. Die krankheiten der culturgewächse. Für land- und forstwirthe, gärtner und botaniker / bearbeitet von Ernst Hallier. Source: Wellcome Collection.

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    wenigen Stunden Ilefezellen und nach zwei Tagen sieht man aus diesen durch meist seitliche Sprossung die fructificirenden Hyphcn von Poii- cilliam oder anderen Pilzen hervorgehen. Diese noch unvollkommenen Hyphenbildungen sind es, welche man früher mit der Hefe verwechselte und welche zu der seltsamen Ansicht verleiteten, die Hefe ginge aus der Keimung der Sporen hervor. Sie erzeugen sich stets da, wo die Hefe in directe Berührung mit der I.uft tritt ; niemals im Innern der Flüssigkeit. Daher tritt der Schimmel nur an der Oberfläche auf. Taf. II. Fig. 7. zeigt die Hefe des Pohjdesmus exitioms Kühn. Dieser Pilz erzeugt, aus ei)iem Grunde, den ich weiter unten näher ausführen werde, 3 verschiedene Hefeformen. In der Figur sieht man grosse kreisrunde und ovale Hefe- zellen. An der Oberfläche der Flüssigkeit theilen diese letzten sich, ganz ähnlich wie die eine Sporenform der Pflanze, durch eine Scheidewand, und treiben zugleich an den Enden einen ia) oder mehre ih] seitliche Sprossen. Die so entstehenden Fäden kann man leicht bis zur Fructifi- cation verfolgen. leb habe früher gezeigt, dass bei der Milchsäure-Gährung eine ganz andere Hefeform aus demselben Pilz sich entwickelt wie bei der geistigen Gährung. Diese Hefezellen sind z. R. bei Penicillium weit gi-össer als Cryptococcus und von abgerundet vierkantiger Gestalt. Sie entstehen aus Leptofhrix und aus abgesclmürten Conidien der in der gährenden Flüssigkeit rasch zerfallenden Schimmelpflanze (vergl. meine Arbeit im Arohiv f. mikrosk. Anat. Bd. II. p. 67 ff.). Die Conidien schnüren ebenso wie die Leptothrix-Kettew neue Glieder ab, setzen jedoch diese sofort in Freiheit, daher nannte ich diese Bildung GHederhefe. Jene Mac9-oconidien-?^9.irz.e entsteht in vollendeter Form nur auf stickstotf- reichem Boden, daher scheint die l^ildung der Gliederhefe an einen gewissen Stickstoffgehalt gebunden zu sein. Ist sie aber einmal angelegt, so ergänzt sie sich selbst und zwar nicht bloss durch neue Zellen- abschnürung, sondern ebenso durch freie Entwickelung aus den Ker- nen der schon vorhandenen Zellen; das kann man sehr leicht ver- folgen, wenn man auf saurer IMilch entstandene Hefe in Glycerin cul- tivirt. Stets hat die frei entstandene Hefe die vierkantige Gestalt der Glieder. Bisweilen kommt auch diese Hefe durch Cultur der Leptothrix aus i) Ich nenne die Kernhefe Microcoecus, die Hefe der geistigen Gährung Cryp- tococcus, die Hefe der sauren Gährung Arthrococais und unterscheide davon die un- vollkommenen, nur an der Oberfläche entstehenden Bildungen als Leptothrix, Hormis- cium und Toriila. Die Leptothrix besteht aus kettenförmig gereihten Micrococciis- Zellen, das Ilonniscium aus zusammenhängenden Sprosszellen des Cryjjtococcus, die Torula (Oidium in höchster Potenz, wo jedes Glied eine Conidie ist) aus kettenförmig gereihter Kernhefe.