Nichtarzneiliche Therapie innerer Krankheiten : Skizzen für physiologisch denkende Aerzte / von Dr. Buttersack.

  • Buttersack, Felix Eberhard, Dr., 1865-
Date:
1903
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Credit: Nichtarzneiliche Therapie innerer Krankheiten : Skizzen für physiologisch denkende Aerzte / von Dr. Buttersack. Source: Wellcome Collection.

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    Thomas von Aquino, Hobbes, Spinoza, Shaftesbury, Leibniz, Kant, Hegel, Schleiermacher haben sie ver- treten und die grossen Männer der Tat wurden nur deshalb gross, weil sie danach handelten. Niemand hat diese Welt- anschauung einfacher und wahrer ausgedrückt, als Werner v. Siemens mit diesen Worten des Rückblicks: „Mein Leben war schön, weil es wesentlich erfolgreiche Mühe und nützliche Arbeit war.“ Betrachten wir demgegenüber die Umkehrung: Das Nichtstun erzeugt zunächst das Gefühl des Un- befriedigtseins, also ein herabstimmendes Unlustgefühl. Aber da die Grosshirnganglien ebenso nach dem plaisir de penser streben wie die Muskeln nach dem plaisir du mouvement, so gibt sich der Patient bald Betrachtungen hin über seinen Zustand als das ihm Nächstliegende, und erreicht damit gerade das Gegenteil von dem, was der oben erwähnte in- dische Spruch anstrebt: anstatt etwaige Beschwerden zu ver- gessen, werden im Gegenteil neue ersonnen und vorhandene gesteigert. Es entwickelt sich dann ein circulus vitiosus, aus dem den Ausweg zu finden unter Umständen nicht leicht sein kann. Jedenfalls erfordert es einen sehr energischen moralischen Ruck, nach einer langen tatenlosen Zeit sich wieder zur Arbeit aufzuraffen. Wer nach längeren Ferien wieder an die gewohnte Tätigkeit muss, vermag die Grösse der hierzu er- forderlichen Energie in etwas abzumessen. Hätte sich der Kranke auch während der Krankheit beschäftigt, dann wäre er in der Uebung geblieben und käme spielend wieder in die Berufstätigkeit hinein. Gesellt sich aber die Arbeitsentwöhnung gar zu einem von vornherein geringen Arbeitstrieb hinzu, dann ist doppelte und dreifache Energie von nöten zur Wiederaufnahme ge- regelter Tätigkeit. Als Beispiel mögen die zahlreichen leidenden Damen dienen, deren Zahl mit der Zunahme der Fabriken bezw. mit der Möglichkeit, früher im Hause her- gestellte Gegenstände zu kaufen, in die Höhe gegangen zu sein scheint. „Im Leben unserer wohlhabenden, gebildeten und unge- bildeten Frauen wuchert dergleichen Scheinarbeit“, sagt eine klar denkende Frau, Frau Charlotte Duncker1), von 1) 0. Nase mann, Gedanken und Erfahrungen über Ewiges und Alltägliches. I. 36.