Ueber chronische Nephritis und Albuminurie in Kindesalter / von O. Heubner.

Date:
1897
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Credit: Ueber chronische Nephritis und Albuminurie in Kindesalter / von O. Heubner. Source: Wellcome Collection.

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    Icli werde anf diese im Anschluss an meine eigenen Beobachtungen zurückkommen. — Sie erstrecken sich auf die folgenden vier Fälle. Beobachtung 4. S., Ulrich, 14 Jahre alt, erkrankte Mitte Juni 1883 mit allgemeiner Verstimmung, Unlust zur Arbeit und mehrfachem Erbrechen. (Im April desselben Jahres war sein IV2 jähriger Bruder in ähnlicher Weise mit allgemeiner Unruhe und Appetitlosigkeit erkrankt, und bald nachher fand man bei diesem allgemeines Anasarka. Der Urin zeigte sich eiweisshaltig, welches von da an intermittirend auftrat, aber noch fort bestand. Im Juni fand ich ein bleiches rachitisches Kind, mit ruhigem Puls, ohne Veränderungen der inneren Organe). — Als nun bei Ulrich am 30. Juni auch eine Urinuntersu- chung vorgenommen wurde, zeigte sich auch bei ihm Eiweissgehalt. — Ich selbst fand: V4 Vol. Albumin, Epithelien und braune körnige Cylinder. Menge des Urins wurde damals nicht bestimmt. Amb.Juli war die Menge des Albumins auf V2 Vol. gestiegen. Von jetzt an wurde die Tagesmenge öfters gemessen, sie betrug immer zwischen 1 und IV2 Litern, dabei hatte der Harn eine blutige ^ Beschaffenheit. 28. Juli V2 Vol. Albumin, mikroskopisch: weisse und rothe Blutkör- perchen, Fettkörnchenzellen, hyaline und mit Zellen bedeckte Cylinder. Seit einigen Tagen hatte sich allgemeines Anasarka entwickelt, namentich auch des Scrotums, der Puls Avar84, nicht besonders gespannt, Herzhypertrophie nicht nachweisbar. Behandlung bestand in Bettruhe, absoluter Milchdiät, Bädern mit Nach- schwitzen, Acid. nitric., später Secale cornutum. Der Hydrops ging allmählich zurück, der Blutgehalt des Urins wurde geringer, aber der Eiweissgehalt blieb ziemlich im Gleichen. — Ich behandelte den Knaben noch bis zum 20. August als Consiliararzt mit, dann verlor ich ihn zunächst aus den Augen. — Die Diagnose hatte ich auf subakute hämorrhagische Nephritis gestellt; da es sich um eine Familienerkrankung handelte, lag die Annahme einer Scharlachinfek- tion nahe, doch blieb die Sache mangels des Exanthems in beiden Fällen un- gewiss. — Im Juni 1888 sah ich den Patienten wieder. Er war zu einem grossen knochigen Jüngling herangewachsen, aber von grosser Blässe. Er erzählte, dass seit jener Erkrankung vor 5 Jahren der Urin niemals wieder völlig frei von Eiweiss gewesen sei. Subjectiv fühle er sich nicht gerade schlecht, sei aber oft sehr kurzathmig. Die Untersuchung ergab einen harten gespannten Puls und ein ver- grössertes Herz. Der Herzstoss im 4. und 5. IC. R., an letzterer Stelle hebend und über die Papillarlinie hinaus fühlbar. Nach rechts geht die Herzdämpfiing bis zum rechten Sternalrand. Herztöne rein. Urinsecretion reichlich, täglich circa 2 Liter und darüber. Beschaffenheit desselben: wasserhell, schwach sauer, spec. Gew. 1009.