Die Addison'sche Krankheit : eine Monographie / von H. Averbeck.

  • Averbeck, Heinrich, 1844-1889.
Date:
1869
Catalogue details

Licence: Public Domain Mark

Credit: Die Addison'sche Krankheit : eine Monographie / von H. Averbeck. Source: Wellcome Collection.

Provider: This material has been provided by The Royal College of Surgeons of England. The original may be consulted at The Royal College of Surgeons of England.

    132/146 (page 100)
    c) Carcinom. Neben den entzündlichen Processen mit deren Ausgängen kommt die Carcinoinbildung am häufigsten in den Nebennieren zur Beobachtung und zwar in den meisten Fällen secundär. Die Gegner der constitutio- nellen Wirkungen der Nebennierenleiden machen mit Recht darauf auf- merksam, dass bei multiplen Carcinomen fast ausnahmslos eine besondere Kachexie vorkomme, somit Anämie und Asthenie zur Diagnose von Nebennierenleiden dieser Art nicht benützt werden könne. In diesen- Fällen musste demnach die Hautverfärbung für das characteristische Merkmal dieser Erkrankung gehalten werden. Das so häufige Vorkom- men von Nebennierencarcinom ohne jede Hautverfärbung wurde daher von den Gegnern der constitutioneilen Wirkungen von Nebennierener- krankungen stets als Beweis für die Nichtexsistenz des Morbus Addisonü (d. h. nach der bekannten Auffassung vieler Autoren, Hautverfärbung abhängig von Nebennierenleiden) angeführt, und selbst in den Fällen, wo eine Hautverfärbung bestand, leiteten sie dieselbe nicht vom Nebennie- rencarcinom ab; sie urgirten, dass die Carcinombildung nicht selten von einer gelben bis gelbbräunlichen Hautverfärbung begleitet werde und die i Nebennieren dabei ganz gesund seien. —Von den Anhängern des Morbus ; Addisonü ‘sind aber diese Fälle einfacher Bronzehaut häufig für Beob- achtungen wüklicher Addison’scher Krankheit ausgegeben; indess waren ! sie selbst nicht selten über die eigentliche Bedeutung des Falls zweifel- haft (in Tab. VII. A mit einem Stern bezeichnet). In Beziehung auf Tab. Vn. B ist zu bemerken, dass schon Sam. Wilks die 4 Addison’schen Fälle nicht für Morbus Addisonü erklärt hat 1 und dass derselbe lieber gesehen hätte, wenn sie von Addison gar nicht aufgeführt worden wären. Man sieht auch sofort, dass die Hautverfär- bung als einfache Bronzehaut zu deuten ist. — Liest man die Kran- kengeschichte und den Sectionsbericht von Demarquay’s Falle (Tab. VII. B), so wird man nicht anstehen, denselben sofort für Pseudo- ‘ bronzekrankheit zu erklären. In Wagner’s Falle (8) bestand eine gleichmässig bläuüch graue Hautverfärbung bei einem Individuum, das an der Entwicklung multipler Melanocarcinome zu Grunde ging. Dass diese Hautverfärbung mit dem gleichzeitigen Ergriffensein der linken Nebenniere in keiner nähe:.. Bezieh- ung stehe, lässt sich aus einer Anzahl Fälle von Melanocarcinom bewei- sen, bei denen eine deutlich ausgesprochene Hautverfärbung bestand, ohne dass gleichzeitig die Nebennieren erkrankt waren (Siehe Theo- phil. Eis eit, Prag. Vjhrschr. 1860). Aber ganz abgesehen hievon ent- scheidet schon die mikroskopische Untersuchung der Haut mit absoluter Gewissheit, dass in diesem Falle nicht die dem Morbus Addisonü eigen- thümliche Hautverfärbung bestand, denn das Pigment fand sich in der Cutis selbst, während das Rete Malpighii keine stärkere Pigmentirung : zeigte. Wie in einem Falle von Pseudobronzekrankheit (Tab. H. Nr. 11) Henry Thompson eine AlUrsausnahme (81j. Frau) im Morbus Addi- sonii nach der einen Seite hin statuiren wollte, so soll dieses durch Pit- m ans Fall (9) nach der andern hin geschehen. Die von Gehurt an beste- - hende Hautverfärbung des 3j. Mädchens, die Bildung kurzer, schwarzer Haare überden ganzen Körper, die vorzeitige Entwicklung der Geschlechts- theile: alles dieses berechtigt zu der Annahme, dass hier eine Missbil- dung Vorgelegen habe und dass auch darauf die übermässige Pigmen- tirung zurückzuführen sei.